Das Paketgeheimnis – 2. Akt


Wochenende. Der Löwe und ich in der Küche in Gesprächen über den Sinn des Lebens, die Tatsache, dass Nati und Paul Goldene Hochzeit hatten, während wir eher nicht mehr mit einer solchen rechnen sollten und die leichte Grünverfärbung seiner neuen Jeans in der Waschmaschine, eventuell durch die gleichzeitige Anwesenheit eines alten Bundeswehr-T-Shirts. (Natürlich aus meinen Beständen durch einen früheren Herrn. Der Löwe war seinerzeit, wie man ihm immer noch ansieht, Kriegsdienstverweigerer.)

Da kneift er plötzlich seine wunderschönen nachtschwarzen Augen zusammen, indem er mir über die Schulter aus dem Fenster schaut und zischt: „Da ist sie!“ – worauf er die Treppe runterspringt und raus in den Tag.

Ich erblicke ein gelbes DHL-Auto und eine kompakte, handfeste Fahrerin in Uniform, ein Paket in den Armen, im Anmarsch auf unseren Briefkasten. Kurz vorm Ziel ändert sie den Kurs und steuert Lydias Briefkasten an, womit sie unter dem Dachausbau und aus meinem Blickfeld verschwindet. Ich kann nur ahnen, dass der Löwe sie gestellt hat.

Das dauert 7 1/2 quälende Minuten, in denen ich versuche, mir vorzustellen, was passiert. Wird mein Mann zum Äußersten gehen? Und was ist das Äußerste?

Lore hatte uns geraten, die Paketzusteller mit Schokoladeriegeln zu umschmeicheln. Haben wir gerade nicht im Hause. Sollte ich mich ganz zwanglos mit einer Handvoll zuckerfreier Bonbons dazugesellen?

Schließlich kommt der Löwe zurück, das Paket bei sich. Darin ist übrigens langweiliger Bürokram, an ihn selbst adressiert. Auf die Frage nach unserer geheimnisvollen verschwundenen Sendung hat die Postbotin mit den entsprechenden Stellen telefoniert und dann erklärt, das Paket sei vergangenen Dienstag erfolgreich bei uns abgeliefert worden. Unterschrieben mit „Schneider“.

Nun sind der Löwe und ich die einzigen Schneider weit und breit. Ernst würde mit dem Nachnamen von seinem richtigen Papi unterschreiben, falls er an die Türklinke käme und dem Paketboten öffnen könnte. Kann er aber nicht.

Es bleibt rätselhaft …

Glücksfaktor: Jemand hat mir ein Paket geschickt! Eines Tages weiß ich vielleicht auch, wer. Und was drin ist.

 

 

 

 


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