Das weiß ich ganz genau!


Kurz, bevor ich zur Schule kam, kaufte mein Vater endlich einen Hund. Den hatte ich mir schon lange gewünscht. Bimbo war nicht reinrassig oder stammbaumgekrönt, er war ein Welpe der Liebe und stammte aus dem Tierheim. Nicht besonders hübsch und etwas mickrig – er wurde nicht größer als eine Hauskatze. Übrigens war er keineswegs mein Hund, sondern der Familienhund, am meisten der meiner Mutter. 

Nachdem Bimbo schon einige Jahre lang bei uns wohnte, kam mein Vater eines Tages  mit ihm nach Hause, knipste seine Leine ab und sagte zu meiner Mutter und mir: „Was meint ihr, was unser Hund für eine Rasse ist?“

Meine Mutter und ich guckten uns erstaunt an, guckten unseren Hund an, der sich verlegen mit einer Hinterpfote unter dem Bauch kratzte, und antworteten mehr oder weniger im Chor: „Na, ein Terriermischling?“

„Das denkt ihr!“, antwortete mein Vater überlegen. „Und das hab ich bisher auch gedacht. Aber ich bin eines Besseren belehrt worden!“

Und er erzählte uns, dass er mit Bimbo an zwei kleinen Jungen von vielleicht sieben Jahren vorbei gegangen war. Der eine hatte plötzlich zu dem anderen gesagt „Siehst du den Hund da? Das wird mal ein großer weißer Schäferhund!“ – und als sein Freund skeptisch guckte noch mal, mit enormem Nachdruck: „Hör mal, das weiß ich GANZ GENAU! Das wird mal ein großer weißer Schäferhund!“

Mein Vater erklärte, das hätte eine solche Überzeugungskraft gehabt, dass er jetzt selber daran glaube. „Dieser Hund wird mal ein großer weißer Schäferhund! Das weiß ich jetzt auch ganz genau!“

Bimbo starb zehn Jahre später, in seiner gewohnten Gestalt. Aber wer weiß, ob er sich, falls er noch älter geworden wäre, nicht eines Tages verwandelt hätte? Wer weiß das?

 

Glücksfaktor: ich hatte mehrere Hunde in meinem Leben und ich finde, sie machen in den meisten Fällen sehr glücklich …

 


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