Dem Auge des Betrachters


wird manchmal zuviel zugemutet und manchmal zuwenig.

In kanadischen Restaurants beispielsweise ist es derart schummrig, dass der Kellner einen behutsam am Arm zum Tisch geleiten muss, damit man nicht über Stühle oder andere Gäste stolpert. Das mag in Ordnung sein. Womöglich ist es günstig, gar nicht so genau zu erkennen, was auf dem Teller liegt.

Aber wenn es um MODE geht? Wenn eine Firma es geschafft hat, durch Plakate, Prospekte und Flyer in der Verbraucherin die wilde Sehnsucht nach einem ‚Must have‘ zu entfachen? Wenn sie einen Hausfrauenkredit aufgenommen hat und entschlossen ist, die bezaubernde Notwendigkeit zu besitzen, sofern sie passt und ihr gut zu Gesicht steht?

Bis zu diesem Punkt hat die Geschäftsidee funktioniert, der Kapitalismus gluckst triumphierend in sich hinein, der Kommerz wartet händereibend auf sein Opfer.

Und an diesem kritischen Punkt wird alles total versaut durch die Beleuchtung in den Umkleidekabinen. Ich finde, sie ist nahezu überall gleich schlimm.

Man betritt den kleinen Raum gut gelaunt, einige Exemplare des Wunschfummels über dem Arm. Wirklich schöner Stoff, ein netter Schnitt, auch über diesen Preis lässt sich reden für so was Schönes. Aber dann fällt der Blick auf die Person im großen Spiegel gegenüber. Wer ist das??!! Das soll offenbar die Kundin sein, skizziert von jemandem, der sie nicht ausstehen kann. Jetzt kann sie zwar das Wunschkleid überziehen – hat aber vielleicht keine große Lust mehr dazu.

Derart grelles, mitleidsloses, unkleidsames Licht wie in deutschen Umkleidekabinen kann man lange suchen. Es gleicht dem Scheinwerfer, der aufs Antlitz des inhaftierten Gangsters gerichtet wird, um ihn zu befragen, wie er den Mord begangen hat.

Hätte ich ein Modegeschäft, dann würde ich viel investieren für weiches, goldenes, schmeichelndes Licht in meinen Umkleidekabinen. Es wäre nicht so dämmrig wie in kanadischen Restaurants, aber es soll durchaus nicht jede Pore verdeutlichen. Ich hielte das für eine gute Geschäftsidee.

Doch dann fällt mir ein, in welchem Land ich mich befinde, und ich verwerfe die Idee. Einer deutschen Frau ist es ziemlich schnurz, wie sie im Spiegel aussieht. Sie weiß ja, dass es nur auf innere Werte ankommt. Stattdessen möchte sie jedoch mühelos das Kleingedruckte in der Waschanleitung lesen können und überprüfen, wie die Nähte gearbeitet sind. Für so was kann es gar nicht hell genug sein.

Glücksfaktor in Bezug auf jede Art von Anblick: leichte Kurzsichtigkeit, gewissermaßen ein eingebautes Fotoshop …

 

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