Der 11.11. ist Single-Tag!


Dieser Feiertag kommt, soviel ich weiß, aus China. Irgendwann in den 90er-Jahren feierten einige chinesische Männer ihr Singletum. Am 11.11., weil Eins eben die Zahl eines Singles ist und weil dieses Datum aus Einsen besteht. Dann feierten sie im nächsten Jahr wieder – und irgendwann, weil es sich um Menschen handelte, wurde die Sache kommerziell. Nicht nur in China gibt es heute riesige Rabatte auf alles mögliche, so ähnlich wie Black Friday.

Irgendwie ging es ursprünglich darum, dem Valentinstag etwas entgegen zu setzen. Kitschige Zweisamkeit haben wir gar nicht nötig, wir sind furchtbar happy allein zu sein und müssen keine doofen Blumensträuße kaufen. Lieber ein cooles Video, um den Einsamkeitsfrust zu vertreiben. Weshalb beispielsweise Mediamarkt sehr involviert ist und heute mit Singletags-Angeboten wedelt.

Was mich angeht, ich war den größten Teil meines Lebens verheiratet und halte immer noch enorm viel davon. Es scheint die mir gemäße Lebensart zu sein. Wenn die  Freundinnen meiner Mutter mich, als ich ein kleines Mädchen war, fragten, was ich denn werden wollte, krähte ich begeistert: „Ich will heiraten!“

Dann zupfte meine Mutter etwas verlegen an meinem Pullover herum und meinte beschönigend: „Natürlich möchte Dagmar einen Beruf ergreifen. Irgendetwas Kreatives, glaube ich.“

Das war gelogen. Ich wollte ganz und gar keinen Beruf ergreifen. Ich wollte heiraten. Es war nur damals bereits ziemlich unzeitgemäß, einen Lebensplan darauf zu reduzieren. Im Gegenteil. Die Gleichberechtigung ging gerade so richtig in die Kurve, endlich war’s normal, dass Mädchen Abitur machten und studierten. Wenn einem der Busen wuchs, hieß man nicht mehr Fräulein, sondern von vornherein Frau, dafür brauchte man auch keinen Kerl mehr. Also hab ich notgedrungen eine  Ausbildung bei einem Verlag absolviert und wurde Redakteurin, machte aus Versehen und ohne jeden Ehrgeiz Karriere, schrieb für ein ganz renommiertes Blatt – und gab auf der Stelle den fabelhaften Job auf, als ich endlich (mit 21) zum ersten Mal geheiratet hab.

Die Ehe meiner Eltern kann mich kaum dazu inspiriert haben. Meine Mutter liebte ihre Arbeit, ging gern mit ‚Verehrern‘ tanzen und heiratete für ein Mädchen ihrer Generation spät – um dann den Rest ihres Lebens darüber zu schimpfen. Mir zuliebe ließen meine Eltern sich deutlich später scheiden, als wünschenswert gewesen wäre. Danach blühte meine Mutter auf, haute karrieremäßig noch mehr rein, war glücklich in ihrer Single-Wohnung und bolzte jeden Mann über den Haufen, der es wagte, von Zweisamkeit zu reden. Sie war der geborene Single. So ist das verschieden …

Glücksfaktor: dass die Möglichkeiten für unterschiedliche Lebensformen inzwischen groß sind!


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