Der 21. Februar ist der Tag des Kartenlesens!


Zumindest in den Vereinigten Staaten.

Kartenlesen – dafür war ich wahrhaftig nie sehr begabt. Es geht schon mal damit los, dass mir im Auto leicht übel wird – umso mehr, sobald ich nicht rausgucke, sondern meine Augen im Inneren des Wagens lasse oder womöglich sogar versuche, zu lesen.

„Guck bitte mal eben, wo wir hier sind, auf dem Schild stand gerade Pinguinbühl!“ – ganz schlecht, wenn ich der Beifahrer bin.

Abgesehen davon, dass ich mit jedem Blick in die Autokarte etwas grüner im Gesicht werde und bald, ohne Pinguinbühl gefunden zu haben, darum bitten muss, schnell aussteigen zu dürfen – abgesehen davon hab ich sowieso ein Problem damit, aus solchen Faltplänen schlau zu werden. Meistens versuche ich, sie in alle möglichen Richtungen zu drehen – oder mich selbst auf den Kopf zu stellen, um rauszufinden, wo ich eigentlich bin und wo ich hin will. 

Mir fehlt leider die Fähigkeit des räumlichen Denkens. Deshalb  bin ich auch so ein schlechter Einparker. Eigentlich dürfte ich nicht öffentlich und bei Tageslicht versuchen, in einen Parkplatz zu kommen, weil ich damit der gesamten Emanzipationsbewegung schnöde in den Rücken falle. Ich habe es in verzweifelten Situationen schon fertiggebracht, den Wagen eben auf der Straße  stehen zu lassen und einen wildfremden Mann anzuspringen, der nichts Böses getan und nur das Pech hatte, eben des Weges zu kommen. Dem drückte ich meinen Autoschlüssel in die Hand und sagte: „Verzeihung, Sie sehen so intelligent aus – würden Sie bitte eben mal mein Auto in diese Parklücke hier fahren?“ Hat geklappt. War politisch überhaupt nicht korrekt, ich weiß.

Ich brauche einen Gefährten wie den Löwen, der, in ein angeregtes Gespräch vertieft und mit einem Butterhörnchen in der rechten Hand, eine Parklücke erspäht, die meiner Meinung nach viel zu eng wäre – und der dann, nochmal vom Hörnchen abbeißend und weiter seine Meinung vertretend, mit  der linken Hand einparkt, je vier Zentimeter vom Auto davor, dem dahinter und dem Kantstein entfernt, (gern auch auf  der linken Seite) ohne auch nur zu merken, was er da gerade gemacht hat.

Das ist ein trauriges Thema – braucht uns jedoch gar nicht zu interessieren, weil beim Day of Reading Cards überhaupt keine Autokarten gemeint sind.

Kartenlesen kann ja auch anders verstanden werden. Und da wiederum besitze ich ein Talent! Ich  denke mir, ich hab das von meiner Zigeunergroßmutter geerbt. Meine Mutter war durchaus nicht so gut darin, meinte allerdings verständig, manchmal überspringe es eine Generation. 

Als ich noch alleinerziehend und finanziell angespannt war, habe ich tatsächlich Geld damit verdient, für traurige, verwirrte oder ratlose Menschen aus den Karten zu lesen. Das lief gut an, wurde immer besser und hätte ein beachtlicher Wirtschaftszweig für meinen kleinen Sohn und mich werden können. Der Haken war: Die Menschen, die Rat durch die Weisheit der Karten suchten, befanden sich durchweg in kritischen Situationen. Sie waren, wie gesagt, traurig, verwirrt oder ratlos. Und das hat mich nach einigen Wochen derart deprimiert, dass ich damit aufgehört hab und stattdessen Liebesgeschichten mit Happy-End für Zeitschriften schrieb. Das war aufbauender.

Nun geht es aber beim Tag des Kartenlesens auch nicht um solche, die etwas über die Zukunft sagen. Sondern um Ansichtskarten.

Lies mal wieder eine Bunte! Oder notfalls eine Schwarzweiße, meint dieser Tag. Hoffentlich existiert irgendwo ein ganzer Karton voller Ansichtskarten, denn so etwas wirft man natürlich nicht weg. Lies noch einmal, was Tante Gisela damals über das schöne Wetter schrieb und guck das Kreuz am Hotelfenster an: HIER!

Gut, dass dafür ein Feiertag besteht. Ich würde es sonst nicht freiwillig tun.

Glücksfaktor: Sachen, die man nicht mehr benötigt, wegzuschmeißen …

 

 

 


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