Ich möchte diesem Jahr nichts hinterherrufen. Es ist genug verflucht und beschimpft worden. Teilweise empfand ich es ein wenig unkomfortabel, sah indessen durchaus Vorteile. Das ist eine Sache der persönlichen Betroffenheit und der individuellen Auffassung und entzieht sich der Diskussion. Es gibt ganz sicher Menschen, die unter dem Fluch des Virus sehr gelitten haben, ob gesundheitlich oder geschäftlich. Wir hatten, andererseits, in unserer Geschichte schon mit schlimmeren Katastrophen zu ringen.
Der gute Rutsch ist ein Neujahrswunsch. Eigentlich fast der einzige. Ich mag ihn nicht und wende ihn nach Möglichkeit nicht an, weil ich eine Aversion gegen Klischees habe. Darüber hinaus kommt es mir nicht positiv vor, zu rutschen: man rutscht eher selten nach oben, oder?
Eine Weile wurde behauptet, der Ausdruck sei aus der Bezeichnung des jüdischen Neujahrsfestes entstanden, Rasch-Haschona. Inzwischen denkt die (Sprach-) Wissenschaft darüber anders. Es sieht so aus, als hätte sich die Redewendung tatsächlich von vornherein auf’s Rutschen bezogen. Das war offenbar mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts eine volkstümliche Bezeichnung für das Reisen, den Ausflug: „An diesem Dienstag rutschen wir zur guten Tante nach Berlin“ oder so. Besonders passend natürlich im Winter und falls man im Pferdeschlitten unterwegs sein konnte.
Es soll auch Neujahr-Glückwunschkarten aus dieser Zeit geben, die einen Menschen auf Skiern zeigen – mit der Aufforderung: ‚Guten Rutsch!‘
Da ich jedoch davon ausgehe, dass es nicht besonders schwierig ist, von einem Jahr in andere zu gelangen, wünsche ich meinen Freunden lieber ein besonders schönes 2021, voller Freude, Liebe und Gesundheit und mit genau der richtigen Menge Tiefsinn und Leichtigkeit!
Glücksfaktor: Sich klarzumachen, wofür man dankbar sein kann …