Der Meteorid Tagish Lake: Plumps!


Im Jahr 2000, in den frühen Morgenstunden des 18. Januar, zog unter lautem Donnern eine leuchtende Feuerkugel über Kanadas Himmel, zunächst als rötlicher Streifen, später als weißer Proppen. Ganz im Norden British Columbias krachte das Ding auf die dicke Eisschicht eins Sees, des Tagish Lake, und zerfiel in mehr als 400 Teile. 

Die Leuchtkugel, die so temperamentvoll unseren Planeten besuchte, erhielt praktischerweise gleich den Namen ihres Einschlagsortes: Sie war von nun an der Meteorid Tagish Lake

Ein Anwohner der Gegend fuhr mit seinem LKW über den zugefrorenen, schneebedeckten See und entdeckte dabei einen ziemlich großen schwarzen Stein – und anschließend noch mehrere andere. Er war darüber informiert, wie man Komententeile einsammelt, vermied es, die Brocken mit bloßen Händen anzufassen und steckte sie vorsichtig in eine saubere Plastiktasche. Außerdem hielt er seine Fundstücke gefroren, bis er sie den Wissenschaftlern ablieferte. Was diese ganz außerordentlich freute, weil sie dadurch ohne irdische Verschmutzung an den Kometenteilen forschen konnten.

In den vielen gut erhaltenen Bruchstücken fanden sich Bestandteile, die in ihrer Zusammensetzung einem Kometenkern ähnelten, der vermutlich aus dem Asteroidengürtel in den Umlaufbahnen von Jupiter und Mars stammte.

Ursprünglich wird der Gast aus dem All einen Durchmesser von ungefähr sieben Metern gehabt haben und eine Masse von 200 bis 250 Tonnen. Insofern finde ich es ausgesprochen rücksichtsvoll von ihm, sich nachts an einer so zurückgezogenen Stelle fallen zu lassen, statt beispielsweise am hellen Vormittag auf einem Schulhof in der großen Pause – was ihm ja auch möglich gewesen wäre.

Darüberhinaus war es auch smart, im Januar in dieser Ecke der Welt zu Boden zu kommen. In Ägypten Anfang August wäre es bedeutend schwieriger gewesen, an gefrorenen Teilen zu forschen.

Außer solchen Sachen wie Stickstoff, Kohlenstoff und Schwefel enthielt der Meteorid ungewöhnlich viele Nanodiamanten, von denen man annimmt, sie könnten bei der Explosion einer Supernova noch vor dem Entstehen der Erde entstanden sein. 

Es sieht so aus, als sei Tagish Lake (trotz seines jugendlichen Schwungs) ein sehr, sehr alter Besucher aus dem Weltraum. Im Moment schätzen Wissenschaftler – nach neuesten Erkenntnisse von 2022 – er sei vor ungefähr 4,5 Milliarden Jahren geboren worden, also in der Frühzeit unseres Sonnensytems. 

 

Glücksfaktor: Geschicktes Timing bei Besuchen …


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