Der Stier


ist eins der drei Erdzeichen, und zwar das erste. Die anderen beiden sind Jungfrau und Steinbock. Erdzeichen sind, wie man sich denken kann, besonders ‚geerdet‘, vernünftig, diesseitig, materialistisch. Sie zeigen einen ausgeprägten Sinn für Besitz.

Stier ist das zweite Zeichen im Zodiak, Steinbock das zehnte. In einem Horoskop entspricht deshalb das zweite ‚Haus‘ der Stierenergie und das zehnte ‚Haus‘ der Steinbockenergie.

Wer’s noch nicht gesehen hat: Ein Horoskop ist ein (meistens bunter) Kreis, unterteilt in zwölf verschieden breite Tortenstücke für verschieden hungrige Leute. Die Symbole der Planeten sitzen in den Tortenstücken, den Häusern. Das erste Haus beginnt mit dem persönlichen Aszendenten, das zwölfte endet mit ihm. Und wenn ein Astrologe so ein Horoskop studiert und sich den Bart krault und nachdenkt, dann beachtet er vielleicht besonders das zweite und das zehnte Haus. Warum? Weil er guckt, ob sein Honorar gesichert ist.

Den je nach dem, wie ausgeprägt das zweite (Stier) und das zehnte (Steinbock) Haus sind, und je nach dem, welche Planeten hier sitzen, kann der Astrologe eventuell zufrieden murmeln: „Ah! Das zweite Haus ist gut besetzt! Und das zehnte auch!“ Was bedeuten sollte, der Geborene ist entweder bereits mit mehreren goldenen Löffeln im Mund geboren worden, oder er hat sich das Seine zusammengeschuftet.

Wahrscheinlich gibt es einige völlig entartete Stiere und Steinböcke, die über kein Vermögen verfügen und denen Geld sogar egal ist. Die sind jedoch selten. Falls jemand sich ständig Sorgen macht und nachts nicht schlafen kann vor Angst, er könnte im Armenhaus enden, dann sollte er sich einen Stier- oder Steinbockpartner anschaffen. Auch, wenn der kein Onkel Dagobert ist, so wird er doch normalerweise sein dralles Schäfchen im Trockenen haben.

Das dritte der Erdzeichen, die Jungfrau übrigens, neigt weniger dazu, Geld anzuhäufen. Sie hat zwar auch was für Sicherheit übrig, sie plant und rechnet und berechnet, sie spart sogar (da ihr Schulden peinlich sind), doch sie ist mit angeborener Bescheidenheit gestraft. Weshalb sie lieber das Vermögen anderer verwaltet. Jeder, wie er mag.

Der astrologische Stier wird gern mit Fafner, dem Drachen, verglichen, der auf dem Zwergenschatz ruht und sagt:

„Ich sitz und besitz – lasst mich schlafen!“ Fafners Vater war ein Zwerg. Die Zwerge sind Erdwesen, sie arbeiten im Bergbau und ernten kostbare Steine, das ist verhärtete Erde.

Eine weitere Symbolfigur für den typischen Stier ist Falstaff, der dicke Genießer, den Shakespeare sich ausgedacht hat. Der kommt sowohl in ‚Die lustigen Weibern von Windsor‘ vor als auch in ‚Heinrich IV.‘.

Falstaff hat Stiereigenschaften wie Sinnlichkeit und Gutmütigkeit. Ein typischer Stier verfügt über viel Geduld und Langmut. Solange er genug (und was Feines) zu Essen bekommt, genug Schlaf, genug Zärtlichkeit, solange ihm niemand seinen Besitz wegnehmen will, bleibt er sonnig. Wird ihm all das über längere Zeit vorenthalten und beginnt auch noch jemand, mit roten Tüchern vor seiner Nase zu wedeln, dann sollte man über Evakuierung nachdenken. Denn dann erfolgt irgendwann eine Explosion von gigantischem Ausmaß.

Die Phantasiefigur Falstaff kommt in verschiedenen Opern und Filmen vor, Orson Welles hat ihn dargestellt – sehr zu Recht, denn er selber wurde am 6. Mai geboren und war Stier.

Natürlich ist kaum eins der Sternzeichen derart eifersüchtig wie ein Stier. (Löwe und Skorpion haben in dieser Beziehung auch einiges zu bieten, aber aus anderen Motiven.) Für Stiergeborene ist der Partner sein Besitz, seine Sicherheit. Es schmerzt ihn ganz fürchterlich, mitanzusehen, wie diese Sicherheit irgendjemand anders schöne Augen macht.

Stiere sind normalerweise ausgesprochen treu. Sie neigen sogar dazu, in wenig angenehmen Partnerschaften lange auszuhalten. Das Aushalten ist sowieso eins ihrer großen Talente (da übertrifft sie nur das letzte der Erdzeichen, der Steinbock). Doch wenn es immer unbehaglicher wird, wenn ihre Nerven ständig gereizt sind und sie vielleicht sogar in Punkto Sinnlichkeit zu kurz gehalten werden – dann ist Schluss. Dann geht ein Stier. Er geht für immer, denn er ist nachtragend und er vergisst nicht …

Glücksfaktor: Ich schätze an Stieren, ebenso wie an Steinböcken, die Zuverlässigkeit!


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