Der Untergang der SS City of Columbus


ereignete sich am 18. Januar 1884. Das Unglück kostete 103 Menschen das Leben.

Die SS City of Columbus war ein feines Schiff, ein eiserner Dampfer mit zwei Masten, um notfalls, wenn der Dampf nachließ, zu segeln. Sie pendelte zwischen Savannah im Süden der Vereinigten Staaten und Boston im Norden hin und her, mit bis zu 2500 Tonnen Fracht im Laderaum und maximal 200 Passagieren an Bord. Unter Deck gab es 42 Luxuskabinen sowie einige weitere, schlichtere Räume im Zwischendeck. Das Schiff  erfreute sich unter Geschäftsreisenden und Privatpublikum aus Neuengland großer Beliebtheit.

Am Nachmittag des 17. Januar legte die City of Columbus von Boston aus zu einer ihrer Überfahrten nach Savannah ab. An Bord befanden sich, neben den 45 Mannschaftsmitgliedern, nur 87 Passagiere, darunter viele Familien mit Kindern. Die meisten wollten dem kalten, schneereichen Winter im Norden entgehen und sich im Süden entspannen.

Wenn man von Boston in Massachusetts auf dem Seeweg nach Savannah in Georgia gelangen möchte, dann muss man den berühmten Plymouth-Rock umrunden, auf dem die Pilgerväter (und -mütter), die ersten Siedler in der Neuen Welt, gelandet sind. Dort befindet man sich eine Weile in gefährlichen, weil klippenreichen Gewässern und es ist segensreich, einen Seemann an Bord zu haben, der genau Bescheid weiß. Der Kapitän der City of Columbus war Schuyler E. Wright, ein Mann von 42 Jahren, der seit seinem dreizehnten Lebensjahr zur See fuhr und bereits vier andere Schiffe befehligt hatte, ohne jemals negativ aufzufallen. Darüber hinaus besaß er Lotsenerfahrung. Bei ihm schien man in den besten Händen zu sein, auch jetzt, da das Wasser begann, etwas lebhaft zu werden. Wright war ruhig und besonnen und mit den Gewässern, durch die sie fuhren, ganz besonders vertraut.

Weshalb der er sich bald darauf wie ein absoluter Idiot verhielt, ist rätselhaft.

In der Nacht auf den 18. Januar kam starker Wind auf und die See wurde zunehmend rau. Kurz nach zwei Uhr begab sich Kapitän Wright trotzdem in seine Kabine, um zu schlafen, nachdem er seinem zweiten Maat die Brücke überlassen hatte. Dieser Mann wurde gegen kurz vor vier Uhr vom Ausguck mit dem unerfreulichen Umstand vertraut gemacht, dass die Boje Devil’s Bridge gerade vor dem Backbordbug aufgetaucht sei – anstatt, wie erwartet, vor dem Steuerbordbug. Was bedeutete, mit dem Kurs stimmte irgendwas ganz und gar nicht. Kurz darauf knallte die City of Columbus auf einige scharfe Felsen, die unter Wasser darauf gelauert hatten, und warfen den Kapitän (und vermutlich die meisten Passagiere) aus der Koje. 

Wright eilte an Deck und schrie „Hart Backbord!“ – doch durch das Ausführen dieses Befehls wurde sein Schiff nur erneut gegen das Riff geschmettert. Als nächstes befahl er, Segel zu setzen, um den Klippen zu entkommen – was sie noch tiefer in das Riff trieb. Jetzt entschloss der Kapitän sich, einfach über die verdammten Felsen hinweg zu fahren – das schlitzte den Schiffrumpf noch weiter auf. Riesige  Wellen spülten über Deck und rissen mit sich, was sie fassen konnten, unter anderem die inzwischen verzweifelt herumrennenden Passagiere. Wer nicht ertrank, der erfror sehr schnell im eiskalten Wasser.

Einige Versuche, sich in Rettungsbooten zu bergen, scheiterten ebenso grotesk: ein einziges Boot konnte sicher abgefiert werden, mit nur sieben Männern an Bord – zwei davon Passagiere, die fünf anderen Mannschaft. Mehrere Boote wurden von den Wellen, noch bevor sie im Wasser ankamen, am eisernen Schiffsrumpf zermantscht; zwei weitere schafften es tatsächlich an Land, eins mit vier Geretteten an Bord, eins mit nur einem einzigen Überlebenden – nebenbei bemerkt durchweg Männer. Weil die City of Columbus sich gleich darauf nach Backbord wälzte, rissen sich die Boote auf dieser Seite los und stürzten ins Wasser, während die Boote von Steuerbord in der Luft hingen und nicht mehr losgemacht werden konnten.

Kräftigere Personen kletterten in die Takelage und hielten sich dort fest, unter anderem auch Kapitän Wright. Ein Leuchtturmwärter und sechs Indianer vom Festland kamen in zwei Ruderbooten, um diese letzten Überlebenden aus den Masten zu pflücken. Dadurch konnten noch einige Männer  gerettet werden. Auch der kleine Kutter ‚Dexter‘ wagte sich trotz des heftigen Wellengangs in die

Nähe der City of Columbus, setzte ebenfalls einige Boote ab, was bei dem Seegang überaus gefährlich war, und rettete die letzten Überlebenden.

Durch dieses Unglück starben 103 Menschen. Zwölf der 87 Passagiere überlebten, siebzehn der 45 Besatzungsmitglieder. Zufällig war keine einzige Frau und kein einziges der vielen Kinder gerettet worden. 

Kapitän Wright wurden sein Kapitänspatent und seine Lotsenlizenz entzogen.

Glücksfaktor: An Land bleiben. Vor allem bei Sturm …

 

 

 

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