Dessous


Sehr früh in der Geschichte der Menschheit fing man an, unter das Drüber was drunter zu ziehen. Diese Schicht zwischen Körper und Kleidung hatte zunächst vor allem die Funktion, Schweiß von kostbaren Stoffen abzuhalten. Infolgedessen wurde sie häufiger gewechselt – und gewaschen.

Daher der Name Unter-Wäsche.

Eine elegante Römerin der Antike trug unter ihrer Tunika beispielsweise die fascia pectoralis, eine Busenbinde aus weichem oder festerem Leinen, so gebunden, dass die Brust gestützt und ein wenig hochgestemmt wurde. 

Die Menschen des Mittelalters zogen ein Hemd auf den bloßen Körper, bevor sie in das Überkleid schlüpften. Das Hemd der Herren reichte etwa bis zum Knie, das der Damen war knöchellang. Und ob das nun Unter-Wäsche hieß oder nicht – im dunklen Mittelalter wurde nicht viel gewaschen. Weder der Körper noch das Hemd. (Sauberkeit galt als sinnlich und damit sündhaft.) Zudem trug man das Unterhemd praktischerweise auch gleich als Nachthemd, da brauchte man am Abend nur das Gewand abzulegen und morgens wieder drüberzuziehen …

Spätestens mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts änderte sich das. In seiner ‚Frommen Helene‘ schreibt Wilhelm Busch 1872 über den guten Onkel Nolte: „Und nun vertauscht er mit Bedacht – Das Hemd des Tags mit dem der Nacht.–„

Bevor es Gummibänder gab, wurde viel mit Bändern geknotet und ge-schleift. So auch bei den ersten Beinkleidern der Damen. Die bestanden aus einer Binde um die Taille mit drangeknipperten Hosenbeinen, in der Mitte offen.

‚In der Mitte zu‘ trugen zunächst nur Schauspielerinnen oder Tänzerinnen. Aus Gründen der Sittlichkeit, weil man ihnen von dicht vor der Bühne hätte wohin gucken können.

Unter den Krinolinen des 19. Jahrhunderts wippten dann teilweise bereits spitzenverzierte knöchellange Hosen zwischen den Unterröcken hervor, vor allem kleinen Mädchen, weil die kürzere Röcke trugen als erwachsene Damen.

Mit den Veränderungen der Mode im 20. Jahrhundert wechselte auch die Unterwäsche. Von weich zu gestärkt, von üppig zu knapp und wieder zurück. Inzwischen kam immer mehr Spitze dazu. Wäsche musste nicht mehr unbedingt Weiß sein. Ab den 1950er Jahren trugen mutige Frauenzimmer schwarze Spitzenunterwäsche, ein bisschen lasterhaft und sehr reizvoll.

Ab den späten 60ern, mit der ’sexuellen Befreiung‘ tauchte die Unterwäsche aus der Bedeckung auf. Schließlich, wenn man Frauen im Bikini (oder auch ohne) betrachten durfte, wo war da groß der Unterschied zu Büstenhalter und Höschen?

Im Film und in der Werbung wurde der Anblick immer selbstverständlicher und die Unterwäsche erlebte nun im großen Stil modische Wandlungen, Varianten und Höhepunkte. 

Designer erfanden French Knickers und Büstenheben, Stringtangas und Push ups. Obwohl es die praktische Strumpfhose gab, bekamen Strapse und sogar gerüschte Strumpfbänder eine zweite Chance.

Ja, und dem Korsett widmen wir demnächst mal ein eigenes Kapitel…

 

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert