Alamo – so hieß eine ehemalige Missionsstation in der Nähe der Stadt San Antonio.
Im texanischen Unabhängigkeitskrieg war sie zum Fort umgebaut worden, ein winziges Bollwerk gegen die große Armee des bösen mexikanischen Generals Santa Anna.
Aus Sicht des Fort Alamo und seiner Verteidiger war er schon deshalb böse, weil er der Feind war. Er scheint jedoch ganz allgemein ein rechtes Herzchen gewesen zu sein, ein mieser alter Breitmaulfrosch.
Etwas mehr als 200 Mann verteidigten Alamo gegen die 7000 mexikanischen Soldaten. Sie deckten damit den vorläufigen Rückzug ihres Oberbefehlshabers Sam Houston. Sie hofften verzweifelt auf Nachschub – vergeblich.
Als klar war, dass sie in derart drastischer Unterzahl bleiben würden, zog der Anführer, der erst 26jährige Oberstleutnant William Travis, mit seinem Säbel eine Linie in den Sand. Er forderte jeden, dem sein Leben lieb war, auf, sie zu überqueren und sich aus dem Fort zu retten. Kein einziger ging. Darunter waren übrigens so populäre Helden wie der Politiker Davy Crockett oder der berühmte Jim Bowie, der ein besonderes Riesenmesser an der Hüfte trug. Aber auch Indianer mit Jagdgewehren.
Santa Anna wälzte also seine Truppen heran und belagerte das kleine Bauwerk. Zuerst hatte er noch freies Geleit angeboten – Travis knallte ihm eine Granate vor die Füße und ließ das hören, was man ‚Rebell Yell‘ nennt, einen wilden Angriffsschrei.
Das beleidigte den General. Und weil er offenbar Sinn für feineren Sadismus besaß, ließ er einige Musiker aus seinem Heer zusammenkommen, die mit Trompeten, Geigen und Flöten Tag und Nacht, in Schichten, für die Eingekesselten Musik spielen mussten. Immer daselbe Lied, psychologische Kriegsführung. Noch dazu, perfiderweise, eine wunderschöne Melodie: El Dequello, das Todeslied. Keine Gnade.
Dreizehn Tage lang dauerte die Belagerung. Immer wieder wurden die Mexikaner zurückgeschlagen und erlitten große Verluste durch das kleine Grüppchen eiserner Krieger. Zum Schluss gelang dann eben doch der Durchbruch und Santa Anna machte seine Drohung wahr: keine Gnade.
Drei Wochen später tobte die Schlacht von San Jacinto, die Texas Unabhängigkeit bescherte – bis es knapp zehn Jahre später den Vereinigten Staaten beitrat. Immer noch in der Minderzahl, aber mit dem Schlachtruf: „Remember the Alamo!“ überrannten die wütenden Texaner unter Houston Santa Annas restliche Armee.
Alamo ist eine amerikanische Legende – wie es überall auf der Welt solche wahren Geschichten gibt von großer Tapferkeit in einer aussichtslosen Situation. Romantisch – und dadurch bereits zweifelhaft, denn wie kann Krieg romantisch sein?
So wird es, je mehr die Vernunft sich durchsetzt, immer weniger von dieser Romantik geben. Es sei denn, wir vertrauen auf die Bedrohung durch zivile Bösewichte…