Die erste Belagerung Maltas begann am 18. Mai 1565


Sie dauerte bis zum 8. September desselben Jahres. Die Gegner in diesem verlustreichen Gerangel waren Sultan Sülayman der Prächtige

und der Großmeister des Malteserordens, Jean Parisot de la Valette.

Beide Herren bereits um 70, aber erfahrene Strategen. Der Sultan hatte den Wunsch, aus seinem Osmanischen Reich ein Weltreich zu machen. Ungarn war bereits ganz türkisch, das mit Wien hatte nicht so geklappt. Und jetzt Malta. Das lag nun mal so furchtbar günstig im Mittelmeer, der geborene Stützpunkt zwischen Sizilien und Tunesien.

Die kleinen Inseln aus gelbem Sandstein, Malta und ihre Schwester Gozo, gehörten dem Johanniterorden. Kaiser Karl hatte ihnen die gelben Punkte im blauen Meer geschenkt, nachdem 42 Jahren zuvor ebendieser prächtige Sultan sie von ihrer ursprünglichen Heimatinsel Rhodos verjagte. Der Kaiser hatte den Johannitern (die sich jetzt Malteser nannten) nebenbei bemerkt damals auch Tripolis gegeben. Das eroberten allerdings 1551 die Osmanen. Es ist nicht ganz unverständlich, dass die Ordensbrüder allmählich eine gewisse Abneigung dagegen verspürten, von Sülayman dem Prächtigen ein weiteres Mal aus ihrer Heimat verjagt zu werden.

Der Sultan meinte es ziemlich ernst. Er selbst blieb zwar zu Hause, ließ jedoch 130 Galeeren und mindestens 200 Kriegs- und Transportschiffe anrauschen, um seine 40.000 Mann in Stellung zu bringen. Der berühmte und wegen seiner Grausamkeit gefürchtete Pirat Turgut Reis kam mit einem weiteren Geschwader dazu, um den Oberbefehl der Operation zu übernehmen. Turgut war fast 80 Jahre alt – und wenn man bedenkt, welch kurze Lebenserwartung die Menschen damals besaßen, könnte man meinen, das Kriegerhandwerk hätte sie lange frisch gehalten.

Der Pirat war bereits 1551 über die Inseln hergefallen, hatte Malta verwüstet und auf Gozo Tausende der Einwohner gefangen genommen und zu Sklaven gemacht. Ungefähr zehn Jahre später kämpfte Turgut Reis gegen eine christliche Streitmacht um eine Festung auf Djerba – und besiegte sie. Er ließ die überlebenden Feinde köpfen und aus ihren Schädeln eine Pyramide errichten.

Dieses Herzchen also kaute wütend an seinem Schnurrbart, während er vom Meer aus auf Malta starrte, das er diesmal restlos erobern wollte.

Die Malteser sandten Hilferufe an Spanien und Sizilien – da kam jedoch erst mal so recht niemand. Sie waren auf sich selbst angewiesen: 750 Mann des Ritterordens, 8000 Malteser und 600 spanische Söldner. Indessen verfügten sie über hervorragend befestigte Häfen. Zwischen den Landzungen Birgu und Senglea hatten sie eine Kette gespannt und Palisaden aus spitzen Holzpfählen gebaut, und wo es nur möglich war, richteten sie ihre Kanonen gegen die Bedrohung vom Meer. Die Türken mussten an anderen Stellen der Insel landen.

Mehr als einen Monat lang kämpften Invasoren und Einwohner um das Fort St. Elmo (unterhalb der heutigen Hauptstadt Valletta). Kanonenkugeln von 160 Pfund Gewicht prallten auf das trutzige Gemäuer, täglich bis zu 7000 Geschosse. Die Verteidiger wehrten sich mit ihrer Artillerie, so gut sie konnten. Zumindest schafften sie es, den Piraten umzulegen: Turgut Reis wurde von einem großen Steinsplitter, durch den Aufprall einer Kanonenkugel durch die Luft geschleudert, an der Schläfe getroffen und erlag der Verletzung eine knappe Woche später. Er hörte jedoch, sterbend, noch den Jubel der Osmanen, die St. Elmo Ende Juni erobert hatten.

Am Anfang gab es 1500 Verteidiger im Fort. Als die Osmanen nun die zugrunde geschossene Festung erstürmten, leben noch 9 Ordensritter. (Während die Angreifer über der Belagerung 8000 Mann verloren hatten!) Natürlich wurden die neun Überlebenden getötet. Man schickte ihre gekreuzigten Leichen über das Meer in Richtung Birgu und Senglea. Damit konfrontiert, ließ Jean de la Valette ingrimmig die Köpfe osmanischer Gefangener in seine Kanonen laden und auf die Feinde abfeuern.

In den ersten Augustwochen bemühten sich die Belagerer, die restlichen Festungen der Malteser zu erobern. Das wurde eine verlustreiche Angelegenheit. Beim Angriff auf die St. Michaels-Bastion, nachdem mehrere Mauern eingestürzt waren, führte der tapfere alte Vallette die Ritter persönlich an, was in gleicher Weise seine Streitkräfte ermutigte und anfeuerte, wie es die Türken beeindruckte: Die Bresche konnte wieder geschlossen werden.

Inzwischen hatte ein Osmane namens Mustafa Pascha die Leitung des Invasionsheers übernommen. Er wusste, dass alle kampffähigen Männer der Insel in den drei übriggebliebenen Festungen saßen – insofern musste das Hinterland mit der Hauptstadt Mdina schutzlos daliegen. Er schickte einen seiner Generäle mit 1800 Mann los, die Stadt einzunehmen. Der Kommandant von Mdina erfuhr von dem geplanten Angriff und wusste, dass er mit älteren und schwachen Bauern, einigen Kranken sowie ein paar Hände voller Frauen, mit wenig Kanonenkugeln und kaum Pulver die Stadt keinen Tag verteidigen könnte. Also dachte er sich das aus, was als ‚Der große Bluff‘ in Maltas Geschichte einging: Er kleidete alle halbwegs lebendigen Menschen, die sich aufrecht halten konnten von der Taille aufwärts in Uniformen und ließ sie mit allem, was an Waffen und Geschützen zur Verfügung stand, auf den Wällen stehen. Als die Türken sich zum Angriff formierten, erblickten sie ein unerwartet großes Heer und wurden mit einem kurzen, aber höchst eindrucksvollen Abwehrfeuer empfangen. Erschrocken glaubten sie an eine Fehlinformation, was die Verteidigung der Stadt anging, und zogen schleunigst wieder ab.

Die ganze Angelegenheit wurde zunehmend aufreibend, vor allem für die Belagerer. Weitere Sturmangriffe auf die Festungen erzielten keine Ergebnisse, eins ihrer Versorgungsschiffe war abgefangen worden und das osmanische Heer befand sich in keinem erfreulichen Gesundheitszustand.

Anfang September kam Sizilien endlich in die Socken und schickte das vier Monate zuvor angeforderte Ersatzheer, leider nur 8000 Mann. Mustafa Pascha sah die Schiffe mit noch mehr Feinden kommen und befahl den Abzug von Malta. Trotzdem kam es noch einmal zu schweren Kämpfen, die vor allem den Türken große Verluste brachten. Schließlich ließen sie den überwiegenden Teil ihrer Waffen zurück und flohen ziemlich ungeordnet heimwärts.

Sülayman der Prächtige verkündete, die Sache im nächsten Jahr persönlich zu einem besseren Ergebnis zu bringen, starb jedoch erfreulicherweise, bevor er das verwirklichen konnte.

Die gescheiterte Eroberung Maltas kostete die Osmanen 24.000 Tote, 10.000 Verwundete, 1000 Gefangene und darüber hinaus den Mythos der unbezwinglichen Türken. Sie unternahmen nie wieder einen Versuch, die Insel zu erobern.

Von den rund 17.300 Mann, die den Verteidigern zur Verfügung standen, starben 10.300. 13000 wurden verwundet, Kurz vor dem Ende der Belagerung, als die Entsatztruppen aus Sizilien landeten, besaß Malta noch 600 Mann.

Die Malteser bauten nach dieser Erfahrung ihre Verteidigungsanlagen entschieden weiter aus. Ihre neue Festungsstadt wurde nach dem tapferen Großmeister Valletta genannt und löste Mdina als Hauptstadt ab.

Eine weitere Belagerung der Insel fand dann übrigens im zweiten Weltkrieg statt. Da war Malta ein Stützpunkt der Briten und wurde von italienischen und deutschen Kriegsschiffen umkreist und mit Bomben der Luftwaffe beballert, zwei Jahre lang, von 1940 – 1942.

Glücksfaktor: Gar kein Krieg …

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