Gestern habe ich eine Menge über die Elbmarsch gelernt. Von jemandem, der hier wohnt, seit ungefähr drei Wochen. (Ich wohne hier seit ungefähr 25 Jahren.)
Natürlich bin ich schon öfter auf dem Elbedeich spazieren gegangen. Aber ich wusste nicht, dass es sich bei dem idyllischen Gewässer neben dem Deich um die ‚Binnenelbe‘ handelt! Wer ahnt denn so was?
Na gut, mir war schon mehr oder weniger bekannt, dass die großen Vögel, die so geschäftig jeweils im Einzelflug über dem Deich unterwegs sind, Kormorane heißen. Doch der neue Einwohner unserer Gegend zeigte mir auch gleich die Bäume, in denen sie alle nisten und die sie weiß überkleckert haben. Übrigens kann man ihre lebhafte Unterhaltung aus größerer Entfernung hören: klingt ein bisschen wie Fußballfans vor dem Spiel. Und außerdem, was ja nicht weiter verwundert, irgendwie plattdeutsch.
Auf dem Deich laufen die Schafe rum. Fast jede Schafsmama hat ein oder zwei Lämmchen, die keine Babys mehr sind und Gras kauen, sich aber trotzdem teilweise noch an der Milch bedienen.
Wir begegneten einem sehr selbstbewussten Fräulein Lamm, das alleine graste, Halme in den Mundwinkeln, und sich auf ein Schwätzchen mit uns einließ – bis Mama aus einiger Entfernung ihre Missbilligung äußerte: „Kind, das sind wildfremde Leute! Grasen sollst du und nicht reden! Komm sofort da weg!“
Tat das Lämmchen zwar nicht, brach jedoch die Unterhaltung mit uns ab und widmete sich wieder seiner Aufgabe.
Ein Aussichtsturm steht da auch. Der hat eine schöne Aussicht. Vor allem aber hat er relativ bequeme Stufen, auf denen eine im Wandern wenig geübte Katze sich etwas ausruhen kann.
Wenn man das Glück hat, mit neuen Einwohnern einer Gegend unterwegs zu sein, die voll Wissbegier und Begeisterung auf die Landschaft losgehen, dann sieht man die Heimat mit ganz anderen Augen …