Die Steinbockfrau und die Liebe


Sie ist (das dürfte die Löwe-Frau empören) die geborene Königin. Aber damit ist keinesfalls gemeint, dass sie sich gern in den Vordergrund drängt oder Anstalten macht, zu herrschen. Vielmehr erfüllt das Naturell einer typischen Steinböckin sämtliche Anforderungen, die an ihresgleichen gestellt werden, und zwar ungeachtet der Tatsache, ob es ihr Spaß macht oder nicht. Spaß ist für sie ein sehr zu vernachlässigender Aspekt, Verpflichtung etwas Heiliges. 

Die deutsche Dolmetscherin Silvia Sommerlath, *23. Dezember, war eine bildhübsche, aber völlig un-adelige junge Dame, als das Auge und die Wahl des Königs von Schweden Mitte der 70er Jahre auf sie fielen. Da machten sich eine Menge Höflinge ihre Gedanken, ob sie, gar nicht dazu erzogen, wohl diese anspruchsvolle Aufgabe stemmen würde. Ich dachte damals bereits astrologisch, warf einen Blick auf ihr Geburtsdatum und wusste: DIE schafft es!

Foto Tony Johansson

Genau wie Silvia bringt auch Herzogin Kate, *9. Januar, die stoische Pflichtauffassung mit ein, die befähigt, auf Mörderabsätzen stundenlang herumzustehen, Tausende von Händen zu schütteln und dabei das herzliche, ganz echt aussehende Lächeln nicht zu verlieren. Im Gegensatz zu manch anderem Mitglied von Königsfamilien, die ihr Los bejammert, der Presse erzählt, was sie piekt und womöglich den Krempel hinschmeißt, hält eine Steinbockfrau geduldig alles aus, was anfällt. Sie wird eventuell im stillen Kämmerlein vor sich hinfluchen – doch in der Öffentlichkeit merkt keiner nie nix.

Foto: Ricky Wilson

Ich finde, Steinböcke haben etwas Englisches (das ist, wenn ich es sage, ein Kompliment). Eine Art unerschütterliche, manchmal etwas steife Würde und Contenance. Wie der Steinbock-Mann ein Gentlemen ist, so die Steinböckin eine Lady. Eine typische Steingeiß zeigt sich außerhalb des Hauses nicht schlampig, ungekämmt oder mit schiefgelaufenen Absätzen, sondern gern perfekt zurechtgemacht und in passenden Farben, von der Handtasche über die Haarspange bis zur Mund-Nasen-Maske.

Steinbockfrauen altern nicht selten in Schönheit, obwohl sie in ihrer Jugend manchmal  weniger hübsch und schon gar nicht niedlich waren. Jugend und Verspieltheit ist nicht ihre Sache, dazu sind sie von früh an zu beherrscht und zu besonnen. Wer sich für ein liebes, kluges, aber eher unscheinbares Steinbockmädchen entscheidet, der sieht in vielen Fällen Jahrzehnte später eine Beauty an seiner Seite. (Zum Beispiel Dame Judi Dench, * 9. Dezember.)

Foto: Caroline Bonarde Ucci

Auch Marlene Dietrich, * 27. Dezember, wirkte als junge Frau bis in ihre Dreißiger etwas mopsig und eher langweilig (von den Beinen mal abgesehen; die schönsten Beine im Tierkreis hat immer und ihr Leben lang die typische Steinbock-Frau). Marlene bekam und behielt ihr besonderes Gesicht in einer Zeit, in der Frauen normalerweise ab 40 keinen Anspruch mehr auf gutes Aussehen erhoben.

Foto: Eric Koch

Die Steinböckin ist nüchtern, realistisch und manchmal ziemlich materialistisch. Ihr mit Romantik zu kommen ist gar nicht so einfach. Sie mag auch normalerweise keine kurzen Affären. Wenn ihr ein Mann wirklich gefällt – was bedeutet, er ist kein Traumtänzer, kein Angeber,  kein Quatschkopf, einigermaßen gut erzogen und auf jeden Fall zuverlässig – dann denkt sie darüber nach, ob er sich als Gefährte für die nächsten 30 Jahre eignet, ob er einen vernünftigen Vater abgibt und wie es eines Tages um seine Rente bestellt sein mag.

Ein Steinbock-Mädchen neigt nicht besonders zur Eifersucht. Nicht, weil es ihr egal wäre, ob man sie betrügt. Aber sie ist ja, wie eben angedeutet, recht vorsichtig in der Auswahl ihres Partners – und kann sich deshalb nur schwer vorstellen, dass jemand, dem sie nach reiflicher Überlegung ihr Herz geschenkt hat, so leichtsinnig damit umgeht. Sie wird also zunächst alle möglichen Irrtümer und Missverständnisse einräumen. Zeigt sich jedoch, dass auf den Kerl wirklich nicht zu bauen ist – dann wird sie kurz ihre Bücher und seine Bücher auseinandersortieren, ihn an die Luft setzen und es konsequent ingnorieren, wenn er an die Haustür klopft, um alles zu erklären.

Die typische Steinböckin hat nicht das geringste Problem damit, alleine zu sein. Sie  kann sich wochenlang still beschäftigen ohne Bedürfnis nach weiterer Gesellschaft. Und wer es einmal mit ihr verdorben hat, der bekommt keine zweite Chance – da ist Steinbock ganz ähnlich wie Stier.

Hat es ein Mensch jedoch geschafft, sie zu überzeugen (was auf steinböckisch heißt, sie zu erobern), dann dürfte er überrascht und erfreut sein, wenn sich die kühle, kontrollierte Steinbock-Dame in entspannter Zweisamkeit plötzlich als ausgesprochen leidenschaftlich und sinnlich erweist.

Die Frage, ob sie treu sein kann, stellt sich eigentlich nicht. Selbstverständlich steht sie zuverlässig zu ihrem Wort und ihrem Mann. Es müssen sehr ungewöhnliche Dinge geschehen, damit eine Steinböckin es für gerechtfertigt hält, fremd zu gehen. Eher würde sie sich aus einer unhaltbaren Beziehung lösen und klarschiff machen, bevor sie eine neue Verbindung eingeht. Doch auch sie, wie der Steinbock-Mann, neigt eher zum Klammern: an alten Verhältnissen, alten Wohnbedingungen und eben auch an ihrem gewohnten Mann. Ja, es könnte natürlich noch mal ein Besserer kommen – aber wer garantiert das?

Die Steingeiß zu erobern ist gar nicht so einfach. Charme und Schönheit allein überzeugen sie durchaus nicht. Im Grunde würde sie von einem Mann, der sie interessiert, gern die Schulzeugnisse sehen, mit seinen Eltern und Geschwistern über ihn sprechen und einen kurzen Blick auf sein Bankkonto werfen. Diese Gründlichkeit ist berechtigt, denn sie weiß, dass es ihr schwer fällt, sich von ihrem Partner zu trennen, wenn sie sich einmal für ihn entschieden hat.

Also ist dem Aspiranten folgendes Rezept anzuempfehlen: Eine große Portion Ehrlichkeit ohne Prahlerei, immer aufs neue demonstrierte Zuverlässigkeit, bloß keine spontanen Einfälle oder ungeplante Unternehmungen, nicht zu viel Gequassel, dafür gern lange und gescheite Gespräche, in denen man unaufdringlich durchblicken lässt, wie angenehm man von ihren Geistesgaben berührt wird. Lieber als Komplimente ist ihr Anerkennung ihrer Leistungen.

Eine Steinbock-Frau passt sehr gut zum Steinbock-Mann, kann eine Menge mit dem wohlsortierten, akribischen Jungfrau-Mann anfangen, einem Seelenverwandten, und eignet sich hervorragend als Partnerin für den sinnlichen, ehrgeizigen Stier – solange beide darauf achten, dass sie Hörner besitzen und sich damit (oder mit ihrer Dickköpfigkeit) nicht in die Quere kommen.

Ein Krebs-Mann hat etwas an sich, das die Steinbock-Frau unweigerlich anzieht. Das kann urlange, zufriedene Partnerschaften geben, in denen beide sich völlig Zuhause fühlen.

Eine Spur schwieriger wird es mit dem Fische-Mann. Er ist bei weitem nicht so sicherheitsbewusst wie der Krebs, sehr viel chaotischer und nicht sonderlich zuverlässig. So was schätzt die Steinböckin weniger. Besser geht es vielleicht mit einem Skorpion – sofern er es schafft, nicht zu sehr den Geheimnisvollen raushängen zu lassen.

Mit den Luftzeichen verbindet eine Steinbock-Frau eher wenig. Ob Wassermann, Zwillinge oder Waage – Die sind ihr alle zu unseriös und zu viel unterwegs.

Löwe und Widder, eigentlich sehr umschwärmte Männer im Tierkreis, lasse eine richtige Steinböckin ebenfalls kühl. Ihre strahlende Männlichkeit kommt ihr etwas angeberisch vor, und Angeber imponieren ihr nun mal nicht.

Anders ist es mit dem dritten Feuerzeichen, dem Schützen. Das ist ein Geheimtipp für die Steinböckin, denn sein starkes Selbstbewusstsein berührt sie eher angenehm, weil es ihr nicht machohaft vorkommt, sondern wohlbegründet. Ihm gefällt ihre Damenhaftigkeit und er kann eine Menge mit ihrem praktischen Verstand anfangen. Eine Paarung, die auf gegenseitigem Respekt gründet …

 

 

 

 


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