Die Widder-Frau und die Liebe


Ein weiblicher Widder ist, naturkundlich betrachtet, ein Schaf. Ein Schaf liefert Wolle und ist lammfromm – wenn nicht sogar ein Opferlamm.

Nichts würde die Widder-Frau schlechter beschreiben. Sie ist eine Amazone, eine Kriegerin.

Väter und Mütter kleiner Widder-Mädchen hatten früher, als die Menschen noch scharf in verschiedene Geschlechter aufgeteilt wurden, ein Problem. Eine echte heranwachsende Widderin tat  nichts von dem, was erwartet wurde. Sie spielte weder mit Puppen noch zeigte sie sich liebenswürdig und gehorsam. Vielmehr kletterte sie schneller auf Bäume als jeder Bengel und sie verdrosch eigenhändig den frechen Nachbarsjungen. Um sich vernünftig bewegen zu können, trug sie am liebsten – um Himmels Willen! – Hosen und fand alles albern, was als ‚weiblich‘ geschätzt wurde. 

Ein Mann, der sich in diese stolze, unabhängige Person verliebt, sollte sich im Klaren darüber sein, was auf ihn zukommt: Fisherman’s friend. Um sie zu erobern, braucht es einen durchtrainierten Körper und einen unerschrockenen Geist, der nicht aufgibt, falls ihm Teller um die Ohren fliegen.

Wilhelm Speyer beschrieb in seinem 1927 erschienenen, mehrfach verfilmten Jugendroman ‚Der Kampf der Tertia‘ eine typische Widderin: Daniela ist das einzige Mädchen in einem Jungen-Internat. Sie kämpft besser als jeder Junge, sie spielt besser Fußball, sie trifft unfehlbar mit Pfeil und Bogen, sie ist herrisch und unbeugsam und vor allem: sie hat einen ausgeprägten Führungsanspruch. Deshalb grollt sie der gesamten Tertia, ihrer Schulklasse, die es vorgezogen hat, einen männlichen Anführer zu wählen.

Im Hollywood der 20er- bis 60er-Jahre gab es zwei berühmte Widder-Frauen, gegenseitig im Krieg und auch sonst mit jedem Feind, der sich bot. Das waren Joan Crawford (23. März) und Bette Davis (5. April). Beide mit diesen riesigen, aggressiv aufgerissenen Widder-Augen ausgestattet (die sprichwörtlichen ‚Bette-Davis-eyes), den Blick von unten nach oben.

Beide hatten kein Problem damit, böse, gefährliche Frauen zu spielen oder sich ohne Eitelkeit hässlich zu zeigen, wenn die Rolle es verlangte. Ihre Streitlust war gefürchtet von Kollegen und Regisseuren. Und ihre Töchter schrieben später jeweils Biografien, in denen sie sich über diese fürchterlichen Mütter beklagten.

Tatsächlich ist eine Widder-Frau nicht in allererster Linie die umhegende, zärtliche Mutter, sofern sie nicht Krebs- oder Fische-Anteile in ihrem persönlichen Horoskop hat. Allerdings dürfte sie ihre Brut unerschrocken gegen jede Gefahr verteidigen.

Zu den Mars-Anteilen des Sternzeichens gehören jedoch auch ein verblüffender, frecher Charme und große Anziehungskraft. Widder sind sexy, ihr Blut ist heiß und ihre Leidenschaft überwältigend. Normalerweise haben sie einen Haufen unglücklicher Verehrer, die nicht wissen, wie sie dieses Energiebündel für sich gewinnen sollen.

Wie erobert ein tollkühner Mann das wilde Geschöpf? Er sollte originell sein. so witzig wie möglich, das darf auch gern schwarzer, böser Humor sein. Die Widderin hat ein herrlich ungeniertes, mitreißendes Lachen. Er sollte Interesse zeigen, doch keine Anbetung: Fans hat sie genug. Er sollte für sie da sein – und sich dann wieder entziehen, um sich seinen eigenen Geschäften zu widmen. Ruhiges, aber unerschütterliches Selbstbewusstsein imponiert ihr.

Ist sie treu? Sie flirtet für ihr Leben gern. Da alles für sie ein wenig Kampf ist (oder zumindest Wettbewerb), hat sie auch auf diesem Gebiet ihren Spaß daran, alle anderen Frauen auszustechen. Aber Widder-Frauen besitzen normalerweise mehr Talent und Lust zur Treue als Widder-Männer.

Nein, die Widderin sehnt sich NICHT nach dem Mann, der sie bezwing oder stärker ist! Sie sucht vielmehr einen starken Mann auf Augenhöhe, der sie aushalten kann. Ein männlicher Widder dürfte normalerweise trotzdem immer wieder versuchen, sie zu unterwerfen. Ohne mildernde Aspekte macht das Kopfweh und auf die Dauer kaputte Hörner. Besser kann es klappen mit einem zwar dominanten, jedoch auch weisen und (manchmal) geduldigen Schützen oder Löwen.

Zwillinge- Waage- und Wassermänner besitzen häufig die nötige Wendigkeit und Geistesgegenwart, ihren Geschossen auszuweichen und sind auch weniger in Gefahr, sich jede Aggression zu sehr zu Herzen zu nehmen. Im besten Fall bringen sie die Widderin zum Lachen. Ihr ausgeprägter Sinn für Humor lässt ihre spontane Wut  sofort verfliegen. Allerdings ist eine Widder-Frau, die in fleckigen Hosen und mit verschmierter Wimperntusche daherkommt (sie nimmt sich nicht so oft Zeit, in den Spiegel zu blicken wie andere Frauen) für den kultivierten Waage-Mann eine Herausforderung bis Zumutung. Das liegt im persönlichen Ermessen.

Die Erdzeichen Stier, Steinbock und Jungfrau fühlen sich von der heißen Widder-Energie leicht irritiert und haben den Eindruck, hier würde doch ein wenig übertrieben. Das kann lebenslange Missverständnisse ergeben. Der Jungfrau dürfte zusätzlich die Widder-Schlampigkeit zu schaffen machen.

Fische- und Krebs-Männer brauchen all ihren Mut und möglichst einige entsprechende Horoskop-Aspekte mit Feuerkraft, um sich an eine Widder-Frau heranzuwagen. Erstaunlicherweise kann es jedoch auch ohne das gut gehen, wenn sich sich darauf einigen, die ‚gewöhnliche‘ Rollenverteilung beiseite zu lassen. Wenn er ihre Dominanz akzeptiert und  es schafft, deshalb nicht zum armen Würstchen zu mutieren, wenn beide damit einverstanden sind – dann müssen sie nur noch die Nachbarn ignorieren, die das witzig finden.

Ein Geheimtipp ist die Paarung Widder-Frau und Skorpion-Mann. Die sexuelle Anziehung ist enorm, die Nächte grandios. Mit dem Alltag wird es schwieriger, da trifft Feuer auf Wasser. Mit viel gutem Willen, Geschicklichkeit und Fantasie können sie das ständig auf dem Siedepunkt blubbernde Wasser zu förderndem Dampf umwandeln und damit gute Fahrt machen …

Glücksfaktor: die Möglichkeiten.

 


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