Drei Tage Ferien im September …


… und was wir daraus gemacht haben.

Erster Ferientag, erster September und Sonntag.

Ernst ist bei seinem richtigen Papi gut untergebracht, Lydia wird unseren Garten gießen und der Löwe hat Urlaub!

Wir sind lange nicht mehr gemeinsam eine große Strecke gefahren und freuen uns darauf. Berbel ist zwar nicht die Schnellste, aber ein liebes und zuverlässiges Auto, das uns schon nach Dänemark und zurückgebracht hat. Jetzt schluckt sie weitere tausend Kilometer, bergauf und bergab, Stunde um Stunde.

Bei grauem Himmel und Nieselregen fahren wir im Norden los. Und je weiter wir nach Süden kommen, desto freundlicher wird das Wetter. Kurz vor Köln strahlt die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Und hier geschieht es, dass wir vom Weg abkommen. Ein Missverständnis zwischen dem Löwen, dem Navi und mir, die ich gerade am Steuer sitze. Also stellt der Löwe fest: „Na gut, dann fahren wir jetzt eben über Bonn!“

Und ich sage: „Wer weiß, wozu es gut ist!“

Auf diesem Weg, sagt der Löwe, liegt Bad Neuenahr. Dort kennt er ein wunderbares Café. Kaffee ist genau, was wir jetzt gern hätten. Also nehmen wir Kurs auf dieses Café. Auf dem Weg dahin müssten wir allerdings über Bahnschienen. Da liegt die Schranke unten, das rote Licht blinkt. Noch ist Feierabendzeit, vor uns vier Autos, hinter uns auch bald fünf. Wir alle warten. Und warten. Und warten.

Zwar fehlt es uns selten an Gesprächsstoff, aber nach einer guten Viertelstunde meint der Löwe missvergnügt, nun dürfte die Ahrtalbahn bald mal kommen.

Tut sie aber nicht. Irgendwas stimmt da nicht!

Die Leute vor uns steigen aus ihren Wagen und diskutieren. Zwei der Autos vor uns drehen mühsam am Fleck und fahren um uns herum zurück. Einer hinter uns wendet auch. Da drehen wir die Berbel ebenfalls auf dem Hinterreifen um. Doch wo immer wir nun versuchen, zu diesem Café zu gelangen – überall sitzt eine Schranke davor und das rote Licht blinkt! Wir müssen eine ganz große Schleife fahren, um dieser Blockade zu entkommen. Wir umfahren alle Bahnschranken derart, dass wir zum Schluss in Ahrweiler landen. Und als wir von da aus versuchen, zurück nach Bad Neuenahr zu fahren – versperrt eine Baustelle den Weg!

Ich tröste den ziemlich verärgerten Löwen ein weiteres Mal: „Wer weiß, wozu es gut ist!“

Wir können uns darauf einigen, dass es hier in der sehr niedlichen kleinen Stadt zweifellos auch Cafés geben wird, parken die Berbel und begeben uns durch das schöne Stadttor. Musik empfängt uns und Volksgetümmel. Wie es der Zufall will, tobt hier ein Weinfest! Man drängelt sich umeinander, trägt Dirndl und Puschel am Hut, stößt in blinkende Hörner und schlägt die Trommel. Als ich um eine Ecke biege, stehe ich vor dem Marktplatz, der voller Buden, Schirme und Menschenmassen ist.

Da überkommt mich plötzlich die Gänsehaut, denn ich bin sicher: Ich kenne das hier! Ich hab das schon mal erlebt, irgendwie …

Ich reiße den Löwen aufgeregt am Hemd. „Weißt du noch, mein Traum von dem Marktplatz, auf dem das Fest stattfindet? Ich bin immer rechtsherum gegangen, und dann war da, am Ende des Platzes, ein alter Laden, ein Antiquariat mit Büchern. Eine Frau saß da drin, die hat nichts gesagt, und ich hab in den Büchern gesucht nach etwas ganz Wichtigem …“

Der Löwe erinnert sich wirklich. Wie gut, dass wir uns immer unsere Träume erzählen! Obwohl dieser bestimmt ein halbes Jahr her war.

Ich hole tief Luft und stürze mich in den Markt, schlängle mich durch die Menschen hindurch, immer rechtsherum, wie in meinem Traum. Da ist der Markt zu Ende, hier müsste der geheimnisvolle alte Laden sein! Aber ich sehe nur eine Apotheke und einen Bäcker. Enttäuscht bleibe ich stehen. „Löwe – hier ist kein alter Bücherladen!“

„Doch“, sagt er. „Da!“ Er zeigt ganz nach rechts. Richtig, ich hab aus Versehen geradeaus geguckt. Ich dachte, es reicht, wenn ich auf dem Markt immer rechts gehe.

Da, wo der Löwe hinzeigt, steht ein pittoreskes altes Haus, an dem ein Schild baumelt: Antiquariat! Galerie Huste. Und tatsächlich liegen viele Bücher im Schaufenster.

Es gelingt dem Löwen, mich so weit zu beruhigen, dass wir erst mal Kaffee trinken, bevor wir uns in den Laden stürzen. Der ist wunderbar, geheimnisvoll und vor allem: WIRKLICH wie in meinem Traum!

Im Traum übrigens saß eine schweigende, sehr schöne junge Inhaberin dort, umwallt von blonden Locken. Die Verkäuferin, die unten hinter der Kasse sitzt, gleicht ihr allerdings (gelinde gesagt) nur wenig. Dafür sehe ich jedoch die Ladenbesitzerin, von der ich geträumt hab, im oberen Stockwerk in einer Ecke, an die Wand gelehnt. Sie ist in der Tat sehr schweigsam, denn es handelt sich bei der lockigen Schönheit um eine – Puppe …

In der Realität gehört das Antiquariat Wolfgang Huste, der uns sehr freundlich und ausführlich alles Mögliche erklärt und immer noch mehr Bücher zeigt. Fünf Bücher kaufe ich, in der Hoffnung, dass in mindestens einem davon das Geheimnis steckt, das uns so raffiniert hierher geführt hat.

Wir laufen noch ein wenig durch die wunderschöne kleine Stadt, bevor wir zu unserem Ziel fahren: der Black Jack Ranch in Hellertshausen im Hunsrück.

Das Haus gehörte vor vielen Jahren der Mama des Löwen. Sie hat es einem holländischen Ehepaar verkauft, und die beiden haben eine Art Pony-Hotel daraus gemacht. Das Bett, in dem wir drei Nächte lang (ganz hervorragend) schlafen werden, sieht auch richtig wildwestartig aus …

Glücksfaktor: Ferienabenteuer!


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