Earth Hour


Heute Abend, zwischen halb neun und halb zehn, schalten viele Menschen der Erde zuliebe für eine Stunde das Licht aus. Das Ganze soll auf die Probleme aufmerksam machen, die Mutter Erde mit dem ewigen Energieverbrauch samt Beschmutzung so hat – und es soll nicht zuletzt um Frieden bitten.

Beschmutzung? Falls man die Erde vom Weltraum aus betrachtet (wozu einstweilen nicht jeder Gelegenheit hat), dann fällt nicht nur der Müllgürtel auf, der ihr schönes Antlitz fast verdeckt. Sondern man erblickt dort, wo gerade Nacht herrscht, vor allem in den begüterten Ländern wie Amerika und Europa, viel goldenes Geglitzer. Das, was uns hilft, nach Belieben die Nacht zum Tag zu machen: Beleuchtung.

Was mich angeht, ich muss mich schuldig bekennen. Ich schreibe sehr gern nachts, auch schon mal eine Nacht durch, falls die Ideen halt sprudeln. Wenn die anderen schlafen, niemand ein Paket liefern oder eben mal anrufen will, dann ist die Konzentration fabelhaft. 

Andere Menschen machen beispielsweise gern Party – oder sie wollen, weil sie nicht schlafen können, schmökern, Löffeln schnitzen, sich die Nägel lackieren oder ein Puzzle zuende legen. Wer das Bedürfnis hat, die Sterne zu betrachten, der sieht, wie gewohnt, einige helle Knöpfe da oben. Das sind die erdnahen Planeten. Der Rote, das ist Mars, und immer zu früh oder zu spät und deshalb tief am Horizont kommt Madame Venus, je nach dem der Morgen- oder der Abendstern. So, dann erkennen wir vielleicht noch den großen Wagen und, eventuell zwischen drei und vier morgens, ein kleines Bisschen den hellen Zopf der Milchstraße.

Die meisten Betrachter des 21. Jahrhunderts denken, so sieht das eben aus und so sah das ja wohl immer aus. Falls sie aus Versehen in eine ausgesprochen einsame Gegend mit wenig bis gar keiner Lichtverschmutzung geraten – das ist in Deutschland auf einer Nordseeinsel oder auch der Bereich um die Mecklenburgische Seenplatte – dem sträuben sich beim Blick nach oben die Haare.

DAS kann man alles sehen – wenn kein Licht stört??! Es ist ehrfurchtgebietend und fast beängstigend. Unsere Vorfahren in vergangenen Jahrhunderten waren den Anblick gewöhnt. Vielleicht hat er ihnen unwillkürlich einen gewissen Respekt vor der Natur vermittelt. (Wir Erleuchteten wissen ja, dass unsere Technik sie längst besiegt hat.)

Ein Argument, nachts alles zu beleuchten, ist in unserer Zeit geradezu zwingend, denn es besitzt einen enormen Stellwert: SICHERHEIT! Lichtscheues Gesindel tut weniger Böses, wenn es gesehen werden kann. Viele nachtaktive Insekten sterben zwar tatsächlich aus und Schlaflosigkeit nimmt zu. Andererseits benötigen wir auf diese Art weniger Insektengift. Und gegen Schlaflosigkeit hilft der nette Apotheker von nebenan.

Australien hat vor fünfzehn Jahren mit der Earth Hour angefangen und sie hat sich schnell um den Globus verbreitet. Das Öko-Institut errechnete 2007 eine Einsparung von ungefähr 343 Tonnen CO2, wenn 50% aller deutschen Haushalte für nur fünf Minuten das Licht ausschalten würden. Das ist doch hübsch?

Licht aus für die Erde – und für den Frieden. Viele berühmte Wahrzeichen (und bitteschön die Reeperbahn!) verdunkeln sich. Wegen des Kriegs in der Ukraine wird aus Hunderten von LED-Leuchten vor dem verdunkelten Brandenburger Tor eine Friedenstaube gebildet.

Eine Stunde also heute im beinah Dunkeln. Eine Kerze sollte reichen.

Womit kann man sich denn so lange beschäftigen? Ein Blick in den Himmel bietet sich an. Vielleicht ist wirklich zwischen 20:30 und 21:30 mehr zu sehen als sonst? Der Mond jedenfalls hält sich wünschenswert zurück, er nimmt gerade ab.

Und dann möchte ich noch darauf aufmerksam machen (falls einem gar nichts anderes einfällt), dass es sich gerade im Finstern oder Halbdunkel besonders schön schmusen und küssen lässt …

Unglücksfaktor: Krieg versaut einfach fürchterlich die Umwelt!

 

 


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