Ein Baumhaus


ist ein Haus auf einem Baum (manchmal IN einem Baum, sofern er hohl ist und trotzdem noch steht). Die erste Variante dürfte öfter vorkommen.

In Kenia gibt es das ‚Treetops Hotel‘, das Baumspitzen-Hotel. Es steht – oder sollte man sagen es schwebt? – im Aberdare Nationalpark. 1932 hatte es ein englischer Major und Hotelbesitzer ursprünglich für seine Frau gebaut. Zwei Zimmer, damals, in einem sehr hohen, 300 Jahre alten Feigenbaum, relativ bequem über eine Treppe zu erreichen.

Das kleine Haus zu errichten war teurer als gewöhnlich, weil die Arbeiter immer mal wieder in wilder Flucht davonstoben: Der Feigenbaum befand sich, absichtlich, genau neben dem Wildpfad zu einer Wasserstelle. Hier gaben sich gewissermaßen die tierischen Besucher die Klinke in die Hand, um einen Mundvoll Wasser zu genießen. Tagsüber Büffel, Elefanten, Wasserböcke und Warzenschweine, nachts Leoparden, Nashörner und Löwen.

Sie alle konnten bequem aus nächster Nähe vom Baumhaus aus beobachtet werden, nachdem es erst einmal stand (oder hing).

1952 übernachtete die englische Kronprinzessin Elizabeth mit ihrem Mann, Prinz Philip, an diesem romantischen Platz, denn damals war Kenia noch eine britische Kolonie. Es war die Nacht vom 5. auf den 6. Februar und in in dieser Nacht starb ihr Vater, der König.

Ein Jäger schrieb dazu ins Gästebuch des Hotels: “For the first time in the history of the world, a young girl climbed into a tree one day a Princess and after having what she described as her most thrilling experience she climbed down from the tree next day a Queen — God bless her.”

Das erste Mal in der Weltgeschichte stieg eine junge Frau als Prinzessin in einem Baum und kletterte am nächsten Tag als Königin wieder herunter …

Ziemlich bald darauf, im Herbst desselben Jahres, begann Kenia, die britische Herrschaft abzuschütteln. Es gab die Mau-Mau-Aufstände, ziemlich viel Mord und Totschlag. Im Zuge dessen wurde das erste Treetops Hotel von den Rebellen abgebrannt. Der alte Feigenbaum musste auch dran glauben.

1957 entstand ein neues Hotel in einem Kastanienbaum ganz in der Nähe an derselben Wasserstelle. Nachdem die Queen dort jene schicksalhafte Nacht verbrachte, war das Baumhaus berühmt geworden und illustre Gäste wie etwa Charlie Chaplin kamen dort hin. Dadurch wurde es noch berühmter. Und Ruhm kann schaden. Aber das ist eine Ermessenssache.

Inzwischen umfasst das Hotel sechsunddreißig Zimmer, darunter drei Suiten. Das alles befindet sich auf drei Stockwerken. Weil ein Baum damit womöglich überfordert wäre, stützen etliche Stelzen die Gebäude zusätzlich ab.

All die vielen Gäste können tagsüber und nachts trinkende Tiere betrachten, von Balkonen oder von der Dachterrasse aus. Auf dem Boden gibt es auch noch Unterstände zum Beobachten.

Ich war nicht da und ich möchte auch nicht hin. Aber irgendwie kommt es mir vor, als wäre das Besondere und idyllische des Baumhauses auf der Strecke geblieben.

Eventuell sagen die Tiere zueinander: Komm, wir gehen einen heben und Touristen beobachten.

Glücksfaktor: Soviel ich weiß, wird an der Wasserstelle jedenfalls nicht gejagt …

 


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