Ein Bett


ist ein wichtiges Möbel. Vielleicht das wichtigste im Haus – oder sollte man dem Herd diesen Platz einräumen?

Betten gab es bereits im Altertum. Pharao und seine Familie und andere feine Menschen im alten Ägypten schliefen auf ziemlich hochbeinigen, eleganten Gestellen. Sie legten ihr Haupt übrigens keineswegs auf ein Kissen, sie packten es vielmehr auf eine Kopfstütze aus Gold oder Elfenbein oder anderem harten Material, halbkreisförmig und auf einem erstaunlich hohen Stiel! Ich hab viel darüber nachgedacht, wie sie es hingekriegt haben, sich im Schlaf zu drehen, nicht abzurutschen und vor allem nicht am folgenden Tag an einem verrenkten Hals und verspannten Schultern zu leiden. Vielleicht hatten sie ein anderes, statischeres Körperbewusstsein und lagen nachts wie angenagelt auf dem Rücken? Auf ihren Wandgemälden machen sie ja oft einen ziemlich viereckigen Eindruck …

‚Das Volk‘ schlief durch Jahrtausende hindurch auf dem Boden, auf Strohsäcken und häufig zusammengeknautscht in Allgemeinschlafzimmern, Vater, Mutter, der Nachwuchs sowie Magd und Knecht. Trotzdem hat die Menschheit sich vermehrt, was auf eine gewisse Unbefangenheit schließen lässt.

In der Renaissance und im Rokoko teilte sich die Herrschaft noch sehr häufig das Schlafgemach mit mindestens einem Dienstboten – die Lady im Himmel- und die Zofe auf einem Rollbett, das tagsüber druntergeschoben wurde.

Die meisten Könige und Königinnen (das wird nur in romantischen oder dramatischen Farbfilmen selten gezeigt) beherbergten außer dem Porzellannachttopf auch einen Diener oder eine Dienerin irgendwo neben dem Bett. Und wenn nicht so direkt daneben, dann jedenfalls vor der Tür, aus Sicherheitsgründen.

Soviel ich weiß, hat das Bett für die meisten Menschen eine positive Bedeutung. Allerdings kannte ich mal ein kleines Mädchen, das bei Fehlverhalten von seiner Mutter jedes Mal ’sofort ins Bett‘ geschickt wurde, wo es sich langweilen durfte, bis es wieder lieb war. Meiner Ansicht nach eine gute Methode, um einem Menschen lebenslang die Nachtruhe zu versauen. Ähnlich verhält es sich vielleicht mit gewohnheitsmäßigen Albträumen, chronischer Schlaflosigkeit, erzwungener Bettlägerigkeit wegen Krankheit oder einer miesen Partnerschaft.

Durch einen langen Zeitraum spielten sich im häuslichen Bett die wichtigsten Ereignisse des Menschenlebens ab: hier wurde er hergestellt, geboren und hier starb er. Nicht selten wirklich alles in ein und demselben Möbel, durch Generationen. Das große alte Bett diente der Spannung und der Entspannung, es hörte lustvolles Schreien ebenso wie verlegenes Kichern, das Stöhnen der werdenden Mutter wie das Krähen des nagelneuen Familienmitglieds, gemurmelte Gebete, unterdrücktes Weinen, zärtliches Geflüster und einen letzten Segen.

Geburt und Tod haben wir inzwischen nahezu gewohnheitsmäßig ins Krankenhaus verlagert, was suggeriert, dass alles unter Kontrolle ist, vor allem das Wunder des Lebens und das des Sterbens, begleitet von leise piepsenden Geräten. Die Betten dort sind sehr schmal und hoch, ohne Behaglichkeit. So erhält das Pflegepersonal von allen Seiten Zugriff, und darauf kommt es an.

Glücksfaktor: Ich gehe ausgesprochen gern zu Bett …


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