wurde am 29. Juli 1885 geboren, war einer der ersten Stummfilmstars, möglicherweise das erste weibliche Kino-Sexsymbol und definitiv der erste ‚Vamp‘. (Denn sie spielte auch einen Vampir.) Nach ihr wurden später weitere männerfressende Bestien einsortiert.
Theda begann ihre Filmkarriere 1914 – da war sie immerhin schon Ende zwanzig, aber das wusste ja keiner. Sie befand sich kulturell an der Kippe vom Bild der zarten, hilflosen, anständigen Maid zu einer völlig neuen, gefährlichen Frauenrolle.
Im viktorianischen Zeitalter – also ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts – taten Frauen diese schmutzigen körperlichen Dinge höchst ungern und nur, weil die ehelichen Pflichten nun mal Pflichten waren. Mütter informierten ihre Töchter kurz vor dem Gang zum Traualtar (also wenn sich’s nicht mehr vermeiden ließ): „Es gibt da Sachen, die werden dir keinen Spaß machen. Schließ die Augen und denk an dein Vaterland; das braucht Soldaten!“
Frauen, die aus Versehen doch Spaß hatten, wurden unter Umständen von der Ende des 19. Jahrhunderts entstehenden Psychologie wegen ihrer seltsamen Neigung behandelt.

Und dann kam etwas wie die Bara: verkörperte weibliche Begierde und Sinnlichkeit. Sie spielte nahezu nur böse und noch bösere Mädchen, gern sehr exotisch, etwa als Cleopatra, und in Kostümen, die nahezu garnichts verbargen: Damals existierte noch keine freiwillige Selbstkontrolle und bis zu den frühen 20er-Jahren gab es eine kurze Phase der Zügellosigkeit, bevor zur Mitte des Jahrhunderts hin die Verklemmtheit wieder zunahm.
Theda erregte im durchschnittlichen männlichen Kinobesucher heiße Begierde; dabei war sie kurz und pummelig, mit ungewöhnlich breiten Hüften und kleinem, nicht sehr straffen Busen. Aber darum ging es nicht. Dass sie sich überhaupt so zeigte, war der Kick.
Ihre Filmtitel hießen ‚Sünde‘, ‚Die Tochter des Teufels‘, ‚Das Lied der Sirene‘ und ähnlich. Zu ihre Image gehörte eben die aufregende Lasterhaftigkeit.
Eigentlich gab ihr Gesicht das gar nicht her; es war rund und niedlich, mit großen, dunkel umrahmten Augen wie ein müdes Kind. Es brauchte eine Menge Phantasie und das richtige Drehbuch, um sie böse zu finden.

Bis 1919 spielte sie in rund 40 Filmen das reizvolle Monster. Damals waren Filme ja viel kürzer und mit Zwischentiteln statt gesprochener Texte. (Eine Zeile in einem typischen Theda Bara-Film lautete: KISS ME, YOU FOOL!)
Dann fingen die 20er an, die Frauen schnitten sich das Haar kurz und weibliche Erotik wirkte nicht mehr so dämonisch. Bevor der Tonfilm richtig in die Kurve kam, dankte Theda ab, heiratete einen Regisseur und wurde eine von Hollywoods beliebtesten Gastgeberinnen.
Sie starb 1955 an Magenkrebs.
Glücksfaktor: Dass Frauen jetzt Spaß haben dürfen, ohne deshalb böse sein zu müssen …