wurde am 8. Januar 1638 in Bologna geboren. Ihr Vater war Maler und Kunsthandwerker, doch er handelte auch mit Gemälden. Außerdem besaß er eine Werkstatt, in der junge Künstler unterrichtet wurden. Seinen Töchtern Elisabetta, Barbara und Anna Maria erteilte er ebenfalls Unterricht im Malen, und das war recht ungewöhnlich. Damals durften weibliche Familienmitglieder aus Kunstmaler-Familien eigentlich nur Pinsel säubern und Leinwände vorbereiten.
Besonders Elisabetta war mit bedeutend mehr Bildung angereichert als die meisten Frauen ihrer Zeit. Es war ihr erlaubt, philosophische, historische und kunsttheoretische Schriften aus der Bibliothek ihres Vaters zu lesen, sie wurde von ihm in humanistischen Fächern unterrichtet und erhielt darüber hinaus Musikunterricht.
Seit Elisabetta siebzehn Jahre alt war, arbeitete sie als Malerin – und sie wurde schnell sehr bekannt und bewundert. Die Medici-Familie gehörte zu ihren Förderern. Bald war sie die Haupternährerin ihrer Familie.
Damals durften Frauen nicht an der Kunstakademie studieren. Deshalb gründete Elisabetta eine Akademie für weibliche Schüler. Berühmte Malerinnen wie Ginevra Cantofoli oder Teresa Maria Coriolano gingen daraus hervor.
Elisabetta schuf in derart beängstigender Geschwindigkeit hervorragende Gemälde, dass bald das Gerücht aufkam, die Bilder seien nicht von ihr oder jedenfalls nicht von ihr allein. Deshalb begann sie, ihr Atelier zu öffnen: Sie malte nun vor Publikum, nicht selten an einem einzigen Tag ein fertiges Bild. Zu den ‚Touristen‘, die sich das anschauten, gehörten Königin Christina von Schweden, die Fürstin von Braunschweig, der Sohn des Vizekönigs von Böhmen und die Großherzöge der Toscana.
Elisabetta Sirani heiratete nie. Sie hatte möglicherweise von Männern nicht die allerbeste Meinung, denn es gibt auffallend viel starke und kriegerische Frauen auf ihren Gemälden, die sich handgreiflich gegen Männer wehren. Zum Beispiel schuf sie ein sehr dynamisches Gemälde der thebanischen Prinzessin Timokleia, die den thrakischen Hauptmann, der sie vergewaltigt hat, kopfüber in einen Brunnen stopft – oder Judith, mehrfach, mit dem abgeschnippelten Haupt des Holofernes – oder Delila mit einer Schere in der Hand, bereit, Samson von seinen Locken zu befreien.
Als ihr Vater durch seine Gicht gehindert wurde, seine Schüler weiter zu unterrichten, übernahm sie die auch noch – neben ihrer eigenen Akademie. Sie unterrichtete also an zwei Schulen, führte in Eigenverantwortung den Haushalt, verkaufte Bilder und andere Kunstgegenstände und schuf ungefähr 200 Ölgemälde (darunter auch großformatige Altarbilder) sowie eine riesige Anzahl von Aquarellen, Zeichnungen Skizzen und Kupferstichen. Den Begriff ‚Urlaub‘ oder ‚Ferien‘ gab es damals nicht. Kein Wunder, dass Elisabetta Magengeschwüre bekam.
Im August 1665, erst 27 Jahre alt, starb die Künstlerin ziemlich plötzlich. Da sie kurz vorher Bauchweh gehabt hatte, wurde zunächst eine Magd verdächtigt, sie vergiftet zu haben. Doch bald war man sich einig, dass es sich um eine kurze, schwere Krankheit gehandelt hatte. Inzwischen ist mehr oder weniger rekonstruiert worden, dass die begabte, aber überlastete junge Frau durch eine Bauchfellentzündung infolge eines durchgebrochenen Magengeschwürs den Tod fand.
Glücksfaktor: Kreativität …