Ernst erholt sich in Dänemark – zweiter Teil


Das hat Ernst schon auf der Hinfahrt in der hübschen Autobahn-Raststätte gemerkt: In Dänemark tragen die Leute keine Masken. Die haben richtige Gesichter! Kann er dann aber nicht so richtig genießen, weil, das Ferienhaus steht vorne an der Ostsee und hinten in so einer Art hellem Wald mit ab und zu anderen Ferienhäusern. Die sind im Sommer bestimmt voll, aber augenblicklich ist da keiner. Eigentlich sieht man am Tag ungefähr einen oder zwei Menschen, meistens am Strand. Was in dem kleinen Waldstück rumläuft, sind Rehe – einmal, am Vormittag, vierzehn Stück. Ganz langsam und neugierig gucken sie sich die paar Häuser an. Aber als der Löwe-Papi gerannt ist, seine Kamera holen, waren sie doch schon wieder weg.

Am Strand sind sehr große Möwen, Und noch größere Vögel in hellgrauen T-Shirts oder Jacken. Wenn sie schwärzer wären, würde Ernst sie für Krähen oder Raben halten, weil sie solche Stimmen haben. Der Löwe-Papi weiß, was das für welche sind: Nebelkrähen!

Hat Ernst noch nie gesehen. Ganz bisschen unheimlich …

Und da wir gerade von Nebel reden: Wir hatten jeden einzelnen Tag (wie Ernst zu sagen pflegt) superschönes Wetter, ziemlich kalt, manchmal windig, immer Sonne, sehr wenig kleine weiße Wolken ab und zu. Aber an einem Tag, mittendrin – da nebelte es gewaltig, alles hellgrau. Gleich morgens war die Ostsee verschwunden. Weg.

 

Ernst hat am Strand lange nach ihr gesucht. Gewellt hat sie auch nicht, also alles ganz still. Beinah gruselig.

Die Stöpsel, die hier im Sand stehen, konnte man aber noch erkennen.

Der Rettungsring am Stiel hing ebenfalls im Nebel rum.

Über denselben wird später noch mehr erzählt.

Ab mittags hat der Nebel so ein Bisschen den Rock gehoben. Da sind Mami und der Löwe-Papi lange spazieren gegangen, durch den Wald und an vielen hübschen alten Häusern vorbei und  schließlich am Strand zurück, wo diese Stöpsel stecken. Und da konnte man die Ostsee schon wieder sehen!

Ernst hätte ja mitgedurft, aber er wollte lieber fernsehen.

Also, was jetzt den Rettungsring  angeht – das war so:

Wenn man von unserem Ferienhaus zum Strand runtergeht, liegt dort ein kleines Gewässer, aus dem eine Art Bach sprudelt, direkt ins Meer. Ernst hat sich das genau angeguckt und uns erklärt, was das ist. Hier entspringt die Ostsee! Über dem Gewässer baumelt etwas, sehr einladend – eine Art

Tarzan-Liane. An der konnte man sich bestimmt vom einen an das andere Ufer schwingen und dabei so einen Jodelschrei ausstoßen wie der Herr der Affen. 

„Ernst, willst du dich mal schwingen?“

„Nein danke. Jetzt gerade nicht. Fürleicht morgen.“

„Ach Ernst“, sagt der Löwe-Papi, „Manchmal stellst du dich aber auch an. Das macht doch Spaß! Und wenn alle Stricke  reißen – also, wenn dieser Strick reißen sollte, dann kriegst du allenfalls einen nassen Po.“ 

„Ja. Oder ich fall aus Versehen auf mein anderes Ende. Bei Fehsbuck hab ich von som Mann gelesen, der ist in einer Pfütze ertrunken.“

An dieser Stelle hatte der Löwe-Papi den Rettungsring am Stiel ganz in der Nähe entdeckt und  angeboten, ihn Ernst um den Hals zu hängen, wenn er den Tarzan macht.

Da schaute Ernst uns beide ernst an und sprach: „Jetzt sag ich euch mal was. Ich bin nämlich nicht feige, falls ihr so was denkt. Ich bin bloß vorsichtig. Und andere Eltern wären froh und glücklich, wenn sie mal ein vorsichtiges Kind hätten. Muss man sich nicht dauernd Sorgen machen!“

Wo Ernst recht hat, hat er recht. Eigentlich sind wir ja wirklich glücklich und froh, dass wir einen vorsichtigen Bären haben. Falls er keine Lust hat, am Strick rumzuschwingen, dann tut das keinem was. 

Glücksfaktor, in der Tat: Wenn man sich keine Sorgen machen muss.

 

(To be continued …)

 

 

 

 


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