Ernst glaubt nicht an den Weihnachtsmann


Schon laaaange nicht mehr. Muss ja auch nicht sein. Der kommt in der Bibel sowieso nicht vor, muss man auch nicht dran glauben. Ernst weiß, dass die Erwachsenen, die ihn lieb haben, ihm Geschenke kaufen. Also spart er ab Herbst immer bisschen Taschengeld, damit er gegenanschenken kann, wo er lieb hat.

Klar, er könnte ja auch ein schönes Bild malen und verschenken. Hat er aber dieses Jahr keine Zeit für gehabt. Deshalb kriegt Mami Seife (kann sie immer brauchen) und seinen beiden Papis – Trillerpfeifen. Kann man auch immer gebrauchen. Einpacken kann er beinah fast alleine.

Ernst hat einen Wunschzettel geschrieben. Damit keiner denkt, er ist unverschämt, steht oben drüber: zun Aussuchen.

Natürlich findet da der weiße Wuschelhund Erwähnung. Aber Ernst kann sich schon denken, dass die Chancen schlecht stehen. Es gibt so viele Gegengründe, die kann er schon auswendig aufzählen.

Er findet, das ist schon fast wie heiraten: Dagegen gibt es auch ganz viele Gründe. Wenn die Menschen da drauf hören würden, dann würde sich überhaupt keiner mehr trauen sich zu trauen. Und das wäre ja wohl ziemlich traurig. 

Dieses Jahr hat Mami alles richtig hübsch geschmückt, weil viel Besuch kommt. Einen Kranz an der Tür mit einem Weihnachtsmann, der überhaupt nichts sieht, weil ihm sein Mützenbommel vor dem Gesicht hängt – ein leuchtender Stern am Fenster – und ein anderer kleiner Weihnachtsmann, der an der Küchenlampe baumelt und all so was.

Einen extra Weihnachts-Sosoladenkuchen hat sie auch gebacken mit so Sachen wie Zimt und Nelkenpulver drin und einen Snaps, der heißt Konntroh und wird ganz anders geschrieben.

All solche Sachen, weil Besuch kommt. Und deshalb auch ganz viel Geschenke. Auch eine Menge für Ernst. Aber keins sieht so aus, als ob ein Hund drin ist. Ernst guckt noch mal sorgfältig alle an – Nee, bestimmt nicht.

Dann zieht er seinen feinen Anzug mit Halsschleife an und flüstert noch mal sein Gedicht vor sich hin:

Ich hab’ in den Weihnachtstagen –
ich weiß auch, warum –
mir selbst einen Christbaum geschlagen, 
der ist ganz verkrüppelt und krumm …

Das ist von Joachim Ringelnatz. Joachim heißt der LöwePapi nämlich auch vorne.

Dann klingelt es und die Gäste kommen und Ernst wird geknuddelt und man tauscht Geschenke. Zum Schluss ist alles voll mit zerknüddeltem Geschenkpapier und abben Schleifen und alle freuen sich und bedanken sich und wollen jetzt Kartoffelsalat essen und Bier trinken. Keiner will ein Gedicht hören. Dazu hat Ernst das groß und breit gelernt!

Da klingelt es noch mal an der Tür, obwohl doch alle da sind. Ernst, machst du bitte eben mal auf?

Na ja, er hat ziemlich kurze Beinchen, das mit den Treppenstufen ist nicht einfach. Und um an die Türklinke zu kommen, muss er hüpfen. Aber es ist ja Weihnachten und er ist auf jeden Fall ein lieber kleiner Bär.

Als Ernst fast schon unten an der Treppe ist, hört er draußen leise: „Waff!“

Da springt er hoch an die Klinke, erwischt sie beim zweiten Mal und macht die Tür auf.

Wirklich, da sitzt ein kleiner weißer Wuschelhund auf der Fußmatte und wedelt etwas mit dem Schwänzchen!

Ernst nimmt ihn auf den Arm und bringt ihn nach oben. „Guckt mal, was vor der Tür war!“

Und alle sind ganz erstaunt und haben keine Ahnung, wo der Hund herkommt. Soll man das glauben? Es war ja niemand dabei, Ernst hat geguckt.

Genau der Hund, den er sich gewünscht hat!

Ernst hat ganz viele Geschenke dazu bekommen: zwei Näpfchen und ein Hundekörbchen und ein Halsband und eine Leine und Regenstiefel und Turnschuhe für ihn selber – weil er ja mit dem Hund rausmuss, auch bei schlechtem Wetter. Er hatte also alles für den Hund und nur den Hund noch nicht. Einen Namen hatte er übrigens auch und den bekommt der weiße Wuschelhund nun; er heißt Oscar.

Als alle Gäste weg sind und Ernst etwas Bauchweh hat von Kartoffelsalat, als er noch mal mit Oscar draußen war Pipi machen und seinen schönen Anzug ausgezogen und wieder bequeme Haussachen an, da nimmt Ernst seinen Hund auf den Schoß und erzählt ihm, was sie alles miteinander machen werden und wie froh er ist, Oscar zu haben.

Aber woher kam der nun bloß? Ganz eventuell gibt es nämlich doch einen Weihnachtsmann …

Glücksfaktor: Das perfekte Weihnachtsgeschenk.

 

 

 

 

 

 

 


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