Ernst war bisschen im Schrank


Die Leute denken ja meistens, Kinder hätten keine Probleme.

Und Plüschteddys natürlich erst recht nicht. Immer vergnügt und keine Sorgen und so. Als ob alles bestens wäre, bloß, weil man keine Steuererklärung machen muss!

Also Ernst hat sein Päckchen zu tragen. Beispielsweise hat er ja inzwischen den Löwe-Papi  richtig lieb. Der ist nett und lustig und kameradschaftlich. Er hat natürlich auch ein paar weniger nette Seiten; also er nimmt seinen Ernst nicht mit auf Wanderschaften oder hinten auf dem Motorrad. Er meint, für das Erste hat Ernst zu kurze Beinchen und für das Zweite zu kurze Ärmchen. Na ja. Stimmt fürleicht.

Aber dann kann der Löwe-Papi ja auch sooo spontan sein! Ganz manchmal ärgert er sich nämlich so derartig über irgendwas – meistens Dummheit – und dann mag er überhaupt nie mehr lesen, was da so gepostet wird und – wupps! – ist er raus aus Facebook. Merkt man gar nicht gleich. Ernst guckt eben manchmal auf seinem Handy nach. Und da ist der Löwe-Papi weg. Völlig weg! Darüber muss Ernst weinen.

Es könnte ihm ja egal sein. Ist es aber nicht. Das geht ihn schließlich was an. Er ist zwar (leider) kein Rock-Star, aber immerhin ein Blog-Star. In Mamis Blog. Und wenn der Löwe-Papi ihn nicht mehr liked, dann finden ihn auch die anderen nicht mehr. Wer ihn nicht liked, der hat ihn nicht lieb!

Ernst sagt ja nicht gleich was. Er ist ein Introvertierter, unpraktischerweise. Die leiden still und  deutlich und wollen gefragt werden, was los ist. Dann sagen sie erstmal: „Och nüchts – was soll schon los sein?“ Beim vierten Fragen kommt vielleicht raus, was sie zwickt. Und wenn sonst gerade viel passiert und es keiner merkt, dann fragt niemand und der Introvertierte ist, wie Ernst sagen würde, ganz doll geleidigt. 

Plötzlich ist er auch weg. Aber gleich richtig. Die finden ihn ja so unwichtig, kann er ganz verschwinden. Ein für alle Mal. Dann können sie sich einen neuen Bären anschaffen.

Als die Mami Abendessen gemacht hat, vermisst sie ihn.

„Löwe, hast du Ernst gesehen?“

Nein, hat er auch nicht. „Vielleicht spielt er im Garten?“

Keineswegs. Ist er gekidnappt worden? Ausgewandert? Himmelswillen, wo ist Ernst?

Es findet sich schließlich ein Zettel.

Braucht ihr ganicht zu suchen.

Ich hab mich in den müll getan.

In ein Kleiderkonteener. 

In einem Kleider-Container? Aber in welchem?!

Bevor sie losfahren und in alle Container der Umgebung steigen, hört der Löwe-Papi ein Rascheln und Knackseln oben im Kleiderschrank, so etwa hinter Mamis Pullovern. Na Gottseidank.

Die Mami kocht Sosoladenpuddling, der duftet laut und deutlich bis in den Schrank – jedenfalls, wenn man die Schranktür ein wenig aufmacht. Und sie sagt: „Ach, wer soll denn in Zukunft den Topf auslecken, wo jetzt unser Ernst nicht mehr da ist?“

Da spricht eine dumpfe Stimme hinter den Pullovern: „Also ganz etwas bin ich ja noch da!“ 

Jetzt wird endlich mal gefragt, was denn bloß passiert ist. Die Verhandlungen beginnen.

Der Löwe-Papi erscheint bitte so-fort wieder auf Face-Book. Und dann macht der er am nächsten Abend auch noch Lachs mit Rosmarin. Ja, bitte?

(Das macht er nämlich ecksorbi-Tant. Er kocht ja seltener als Mami, aber beinah fast besser.)

Nachdem all dies abgemacht wurde, kommt Ernst aus dem Schrank. War gar nicht so schlecht da. Riecht bisschen nach Holz und bisschen aus Mamis Pullovern nach Parfümm. Wo ist jetzt der Sosoladenpuddling-Topf?

Glücksfaktor: Eskalationen. Bringen manchmal einige Vorteile …

 

 

 

 

 

 

 

 


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