Ernst weilt in der Eifel – immer noch …


‚Weilt‘ ist ein feiner altmodischer Ausdruck. Man könnte auch sagen, Ernst hustet immer noch in der Eifel.

Gestern Abend hat er gehört, wie Mami und der neue Papi sich über ihn unterhalten haben. Manchmal denkt man ja, sie reden über einen, aber sie sagen nur so was wie „Im Ernst?“

Aber diesmal hat es gestimmt. Mami hat gesagt: „Jetzt ist der kleine Ernst schon zum dritten Mal in Bitburg …“

Und der neue Papi hat geseufzt und gesagt: „Ja. Und wenn man ihn fragen würde, was ihm hier besonders gut gefällt, würde er wahrscheinlich sagen ‚die Gardinen‘.“

Darüber hat Ernst nachgedacht. Die Gardinen sind ja SEHR schlicht. Es sind eben Papi-Zimmer ohne Rüschen und Blümchen, nicht so wie Mami-Zimmer. Zuhause ist beinah alles grün, also von der Farbe her, Teppich und so. Hier ist alles rot-gelb-oranke. Muss man sich auch erst mal dran gewöhnen.

Schön ist der kleine goldene Engel mit der Obstschale auf dem einen Regal. Und das riesengroße Bild neben der Tür auf der Staffelei. Da sind zwei kleine Mädchen gemalt, die sich sehr ähnlich sehen. Ernst muss immer drüber nachdenken, ob es wohl Zwillinge sind.

Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, ein bisschen krank zu sein. Wenn man hustet, bekommt man viel Honig und gegen Halsweh Vanille-Eis. Und sie lesen wirklich viel vor. Manchmal nicht für Ernst, sondern gegenseitig, aber da kann er ja auch zuhören. Der neue Papi hat eine andere Stimme. Sein R rollt wie Räder über Kies. Und dann zischelt er manchmal. Zum Beispiel, wenn er Gutenacht sagt,  dann fragt er: „Musst du noch mal aufs Töpfschen?“

Dann muss Ernst ein bisschen kichern …

 


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