Gespräch unter Katzen im Schnee


Freitag war Winter. Das kommt ja, besonders hier im Norden, nicht mehr oft vor. Der Löwe hat am Gehweg rumgeschaufelt und ich bin solange im Rosarium spazieren gegangen.

Schnee ist ein Schmeichler. Er gibt harten Ecken und Kanten weiche Kurven. Es ist erstaunlich, wie hübsch ein dunkelgrauer Tag wird durch ein bisschen weißes Gepinsel. Dieser Schnee übrigens war Exportware, beste klebrige Schneeball- oder Schneemannqualität, knirschte und quiekte unter den Sohlen, blieb ohne weiteres liegen ohne zu tauen.

Im Rosarium liefen einige coronageknechtete Menschen herum, endlich maskenlos. Enten schwammen abwechselnd Schicht an den Rändern des Weihers, um das Zufrieren zu verhindern.

Und dann hörte ich, wie jemand ein altes Kinderlied vor sich hinsang:

„A – B – C, die Katze lief im Schnee. Und als sie wieder rauskam, da hat sie weiße Stiefel an – A – B – C, die Katze lief im Schnee …“ Wer nicht richtig hinhörte, hätte es vielleicht nur für leises Gemaunze gehalten.

Da spazierte eine sehr schöne, völlig schwarze Katze mit hellgrünen Augen auf dem kleinen Spielplatz umher, zur silbernen Rutsche. Als sie mich sah, blieb sie stehen und wünschte einen guten Tag. 

„Man bekommt ganz kalte Pfoten, finden Sie nicht?“, fragte sie.

Ich wies darauf hin, dass ich Stiefel trug.

„Stimmt, das ist mir schon aufgefallen. Und Sie laufen auf den Hinterpfoten! Auf den ersten Blick könnte man Sie für einen Menschen halten!“, sagte die Katze, und wir lachten beide ein bisschen.

Dann unterhielten wir uns über dies und das, etwa, wie zufrieden wir mit unseren Besitzern wären, was für Futter wir erhielten, ob wir Junge hätten (sie fünf, alle bei verschiedenen Familien, ich eins, auch weit weg) und ob wir genug gestreichelt würden. Da verspürte sie ein Defizit, während ich sagte, ich könnte nicht meckern: „Mein Besitzer muss zum Beispiel meine Pfote halten beim Fernsehen. Ich kann nicht mehr, wie früher immer, dabei handarbeiten. Aber es ist so eine nette Geste, das ist die Sache wert.“

„Das will ich meinen!“, sagte die Katze. „Menschen sind normalerweise nicht so schmusig.“

„Er ist nicht direkt ein Mensch. Auch einer aus der Familie der Feloidea“, erklärte ich, und sie meinte: „Ja dann. Das erklärt natürlich die Sache.“

Dann schimpfte sie noch mal über ihre kalten Füße. Sie sagte: „Gar nicht so dumm, die Idee mit den Stiefeln. Gab’s da übrigens nicht ein Märchen – ?“

Glücksfaktor: sich mal mit seinesgleichen auszutauschen …

 

 

 

 

 


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