Das Lied ist uralt und völlig zeitlos, immer noch schön. Der Sänger beklagt, dass eine Dame, die es offenbar liebte, grüne Ärmel zu tragen, ihm Unrecht täte. Dabei war sie sein Entzücken und seine Wonne und er hatte ihr immerhin einen seidenen Unterrock gekauft, der reich mit Goldfaden bestickt und überhaupt bezaubernd anzuschauen war.
Lange wurde behauptet, König Henry VIII., der ja durchaus komponierte und Reime verfasste, habe es für seine damalige Flamme Anne Boleyn geschrieben. Vom Text her könnte es passen: „Ich würde dir alles geben, was du begehrst, mein Leben und mein Land … „
Das meinte er wohl so, während er über alle Maßen in Anne verknallt war. (Nachdem sich das später beruhigt hatte, ließ er sie dann enthaupten.)
Indessen befindet die Wissenschaft inzwischen, vermutlich sei das Musikstück erst kurz nach Henrys Tod entstanden. Seine Tochter, die große Elisabeth, muss es unbedingt gekannt haben. Wahrscheinlich war es zu ihrer Zeit bereits ein Gassenhauer – denn Shakespeare, ihr Leibdichter, lässt seinen Sir Falstaff in im Theaterstück ‚Die lustigen Weiber von Windsor‘ ausrufen: “Let the sky rain potatoes! Let it thunder to the tune of Greensleeves!” (Möge der Himmel Kartoffeln regnen! Möge er donnern zur Melodie von Greensleves!)
Im späten Mittelalter waren Ärmel häufig nicht am Gewand befestigt, sondern selbsständige Kleidungsstücke, manchmal jedoch durch eine Art Miederleibchen miteinander verbunden, das man vorn schließen konnte.
So war es möglich, beispielsweise zu einem schwarzen Samtrock und einer weißen Bluse abwechselnd rote, schwarze oder grüne Ärmel zu tragen.
Grün galt nach der Farbensymbolik der damaligen Zeit als frivole, wilde Farbe: Einer der Gründe, weshalb Robin Hood grün gekleidet durch den Wald huschte. Das diente ihm nicht nur als Tarnfarbe. Es zeigte auch seine rebellische Natur. Wir würden das heute sexy nennen. So war wohl auch die Lady Greensleves, nach der so geschmachtet wurde.
Glücksfaktor: Ich kenne jemanden, der das Lied wunderschön auf der Gitarre spielen kann …