Hans im Glück


ist ein Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm.

Hans, ein junger Mann, wird für sieben Jahre treuer Dienste belohnt mit einem Goldklumpen, so groß wie sein Kopf: ein Vermögen zweifellos.

Aber er schleppt schwer daran, er tauscht seinen Besitz in schneller Folge ein und jeder Tausch ist minderwertiger. Das Gold, für das er vermutlich eine ganze Herde bekommen würde, tauscht er gegen ein einziges Pferd; das wirft ihn ab, weil er nicht reiten kann.

Also tauscht er es für eine Kuh. Doch die kann er nicht melken. Er bekommt ein Schwein dafür, das er gegen eine Gans hergibt. Zum Schluss landet er bei einem Schleifstein, und als ihm der in den Brunnen fällt, da hüpft er erleichtert seines Weges, frei von jedem Besitz, und preist sein Glück.

Hans ist, ganz klar, ein großer Dummkopf ohne jede Ahnung vom Wert der Dinge. Er hat sicher seit jeher in vielen Zuhörern Schadenfreude hervorgerufen, verbunden mit dem konfortablen Gefühl, es besser zu wissen.

Hans ist, andererseits, nicht käuflich, und das ist selten. Gold bedeutet ihm nichts, es beschwert ihn und macht ihn unfrei. Es gibt Menschen, die fest davon überzeugt sind, dass JEDER käuflich sei – es käme nur auf den Preis an. Sie denken so, weil sie selbst so geartet sind und es sich nicht anders vorstellen können.

Als ich ein Kind war, hatte ich diesen Hans lieb. Er kam mir gar nicht dumm vor. Noch lieber jedoch hatte ich ein Märchen von Hans Christian Andersen, das sehr ähnlich ist und noch viel besser: ‚Wie’s der Alte macht, ist’s immer recht‘.

In diesem Fall handelt es sich um ein altes Bauernehepaar, ziemlich arme Leute. Ihr kostbarster Besitz ist ein Pferd, aber sie entschließen sich, es zu verkaufen oder einzutauschen für etwas, das sie womöglich noch besser brauchen können. Die Bäuerin versichert ihrem Mann, wie auch immer er es machen würde, ihr wäre es recht. Er wird zum Markt reiten, der gerade stattfindet.

Andersen beschreibt das so schön: wie die Alte ihrem Mann das Halstuch hübsch bindet, seinen Hut glattstreicht und ihn auf seinen warmen Mund küsst.

Kurz gesagt, der Alte stellt sich mindestens so dämlich an wie Hans im Glück. Er landet statt bei einem Schleifstein zum Schluss bei einem Sack verkrüppelter Äpfel, und als er den auf dem Heimweg im Gasthaus an den heißen Ofen lehnt, da brutzelt und platzt das Obst.

Zwei englische Touristen hören das, erkundigen sich beim Bauern und erfahren die ganze groteske Geschichte. „Da wird dich deine Alte aber derbe knuffen, wenn du nach Hause kommst!“ prophezeihen sie. Nein, meint der Bauer, sie wird ihn küssen und sagen „Wie’s der Alte macht, ist’s immer recht!“

Da Engländer bekanntlich immer wetten müssen, setzen diese zwei einen Scheffel gemünztes Gold, falls die Frau wirklich so reagieren wird und folgen dem Alten neugierig in sein Haus.

Dort schildert der Bauer seine haarsträubenden Tauschhandel, immer bergab, bis zu den verkrüppelten Äpfeln. Und die Bäuerin lobt alles, was er getan hat, sie ist ganz begeistert, sie küsst ihn tatsächlich.

Wenn ich schon Hans im Glück gern hatte – dieses Märchen liebte ich noch viel mehr. Es beinhaltet nicht nur die Verachtung des Materiellen. es erzählt auch eine Menge über das Geheimnis guter Partnerschaft.

Glücksfaktor, häufig sehr unterschätzt: Loyalität.

 


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