Heathcliff, die verkörperte Leidenschaft


Am 30. Juli 1818 wurde Emily Brontë geboren. Ein Jahr vor ihrem Tod, 1847, erschien ihr einziger Roman: Wuthering Heights: Sturmhöhe, geschrieben angeblich von einem Mr. Ellis Bell. Die Geschichte einer leidenschaftlichen, rücksichtslosen, wahnsinnigen Liebe.

Emilys Zeitgenossen konnten sich nicht restlos begeistern – das war alles ein bisschen viel und sehr neu in der Literatur. Mit den Helden des Romans, wurde beanstandet, könne man sich nicht identifizieren, da keiner von ihnen wirklich gut sei. Vielmehr handele es sich um ungezügelte, teilweise bewusst bösartige Charaktere.

Eine der Kritiken lautete: ‚Dieser Roman hätte von einem Tiger geschrieben sein können!‘ Na ja, von einem Tiger nicht. Aber von einer Löwin …

Als dann auch noch rauskam, dass sich unter dem männlichen Pseudonym eine Frau versteckte – dass diese schockierende Geschichte also einem weiblichen Gehirn entstammte – da war die viktorianische Gesellschaft einfach nur entsetzt.

Man kann vielleicht sagen, dass Emily Brontë ihrer Zeit weit voraus war. Damalige Romane arbeiteten mit moralischem Unterfutter, es ging wirklich um Gut oder Böse – es gab ja noch nicht einmal die  Psychologie. Ein Leser erwartete, dass der Held (und schon erst recht die Heldin) einer Geschichte direkt aus der Hölle gekullert sein konnte – und trotzdem freundlich, friedlich und gerecht zu sein hatte. Nix mit Frühschäden oder mildernden Umständen wegen schlimmer Erlebnisse.

Dieser Heathcliff aus Emilys Roman war absolut kein wahrer Christ, sondern stolz, überempfindlich, leidenschaftlich, besitzergreifend und berechnend.

Nachdem man ihn gedemütigt und misshandelt hatte, steckte er voller Hass und Rachsucht. Die Autorin beobachtete und beschrieb ihn, ohne ihn zu verurteilen. Er bekam sogar ein – wenn auch  schräges – Happyend. Zwar würde er nach seinem Tod nicht mit seiner geliebten Cathy im Himmel Harfe spielen. Doch er konnte mit ihr bis in alle Ewigkeit, als Geister vereint, über die Heide schweben oder im alten Gemäuer Wutherings Heights spuken. Was er wahrscheinlich  sowieso vorgezogen hätte …

Inzwischen gilt ‚Sturmhöhe‘ als Eckpfeiler der Weltliteratur. Es gibt übrigens mehr als ein Dutzend verschiedene deutsche  Übersetzungen.

Der Roman wurde bisher fast zwanzig Mal verfilmt oder zu Serien verarbeitet.  

Ja, und dann gab es 1978 ein ganz besonderes Lied, das die Geschichte der Liebe zwischen dem wilden Heathcliff und seiner Cathy exakt einfing. Catherine, inzwischen ein Geist, kommt nachts von der Heide und spukt vor dem Fenster ihres Geliebten, um bei ihm zu sein, in dieser Welt oder in jener.

Kate Bush, ganz nebenbei ebenfalls am 30. Juli in England geboren, jedoch 140 Jahre nach Emily Brontë, schlüpfte damals perfekt in die Rolle der Cathy …

https://www.youtube.com/watch?v=BW3gKKiTvjs

Draußen in den trügerischen, windigen Mooren
Rollten wir und fielen ins Grün
Dein Temperament war wie meine Eifersucht
Zu heiß, zu gierig
Wie konntest du mich verlassen
Wenn ich dich besitzen wollte?
Ich hasste dich, hasste dich – und liebte dich doch

Schlimme Träume in der Nacht
Du hast mir vorausgesagt, ich würde den Kampf verlieren
Würde meine tosenden, stürmischen Höhen hinter mir lassen

Heathcliff, ich bin’s, Cathy, Ich bin nach Haus gekommen
Ich friere so, lass mich in dein Fenster!
Oh, es wird dunkel, es wird einsam, jenseits von dir

Ich sehne mich, ich hab begriffen,
Dass alles ohne dich nichts taugt.
Ich komme zurück, Geliebter, grausamer Heathcliff
mein einziger Traum, mein einziger Meister

Bin zu lange in der Nacht umhergewandert
Ich komme zurück an seine Seite, um es wieder in Ordnung zu bringen
Ich komme heim zur tosenden, wütenden Sturmhöhe

Oh, gib sie mir:  Lass mich deine Seele greifen!

Heathcliff, ich bin’s, Cathy, Ich bin nach Haus gekommen
Ich friere so, lass mich in dein Fenster …


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