Heute ist der Tag des deutschen Butterbrotes


Und zwar betont: des deutschen! Diesen Feiertag gibt es seit 1999 immer am letzten Freitag im September.

Worauf bilden wir uns hierzulande was ein? Klar, auf unsere Ehrlichkeit. Ich meinte jetzt aber Lebensmitteltechnisch, kulinarisch. Na? gut, zunächst mal deutsches Bier.

Doch wir sind doch bitte vor allem stolz auf unsere vielen wundervollen Brotsorten! Wir pflegen, wenn gerade keine weltweite Seuche uns im häuslichen Stall festhält, in jeder Art von Ausland in den Supermärkten oder Bäckereien herumzustöbern und mit besorgter Miene, kopfschüttelnd, wieder aufzutauchen. (Wir sind ein Volk der Kopfschüttler.) Grauenhaft, murmeln wir, hier gibt es kein Dinkelschrot-Haferbrot! Und das Buchweizen-Vollkornbrot suchen wir auch vergeblich.

Schwarzbrot kennen ausländische Barbaren sowieso selten. Obwohl gesagt werden muss, dass sie allmählich dahinter kommen. Also nicht dahinter, wie gut Schwarzbrot schmeckt, das nicht. Aber dahinter, dass mit deutschen Touristen ein gutes Geschäft zu machen ist, wenn man ihre merkwürdigen Brotsorten anbietet. Das darf dann gern ein bisschen teurer sein. Die Deutschen werden es mit Tränen in den Augen kaufen – Tränen gleichermaßen wegen des heimatlichen Geschmacks und wegen des hohen Preises. Das habe ich beispielsweise auf Malta erlebt.

2014 wurde die deutsche Brotkultur von der UNESCO in die Liste der Kulturerben aufgenommen. Es gibt bei uns mehr als 3.000 verschiedene Brotsorten. Die Amerikaner, die das nicht wussten, nannten uns Krauts. Sie hätten lieber Brots sagen sollen.

Ach ja, wie heißt denn das Butterbrot in den verschiedenen Landesteilen? Meine Mutter, aus Berlin, sagte Stulle. Mein Vater, aus Thüringen, Bemme. Meine Freundinnen, aus Hamburg, nannten sie Schnitte. Der Löwe, aus dem Hunsrück, erinnert sich an Bodderschmier. Aber da gibt es noch mehr. So etwa jeder Landstrich besitzt sein eigenes Kosewort für die bebutterte Brotscheibe.

Neulich las ich spöttische Worte eines – wie sagt man? – eines Deutschen mit ausländischen Wurzeln. Er mokierte sich darüber, dass wir die letzte Mahlzeit des Tages nicht nur Abendbrot nennen – sondern es auch so meinen. Diese Deutschen (sagte dieser Deutsche) essen abends ganz im Ernst BROT!

Na ja? Ich glaube zwar, dass viele Leute auch in Germanien inzwischen nach Dienstschluss was auftauen oder in die Mikrowelle schieben. Aber vielleicht genießen wirklich noch so manche ihr ‚Butterbrot‘ – mit Aufschnitt, mit Käse, mit Salaten obendrauf? In der kalten Jahreszeit vielleicht mit Tee. Ich kann mir was Schlimmeres vorstellen. 

Und schmeckt nicht manchmal tatsächlich ein frisches, duftendes Brot mit nichts als einer vernünftigen Schicht Butter obendrauf ganz unvergleichlich köstlich? Vielleicht besser als der Döner oder die Pizza?

Glücksfaktor, nicht selten: Purismus.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert