in Amerika. Er wird jedoch sicher nichts dagegen haben, wenn man ihn noch woanders auf der Welt anheult. Er ist, was das angeht, einiges gewohnt.
Zurzeit wird heftig bestritten, dass Hunde oder Wölfe überhaupt den Mond anheulen. Alle Experten sind sich völlig einig: Das wirkt nur so. Sie heulen nämlich immer mal, tagsüber und nachts, wie’s gerade kommt. Nachts, las ich, fällt den Menschen das nur mehr auf, weil’s sonst still ist. Und was gerade für ein Mondstand herrscht, sei den Heulern erst recht schnuppe. Das bilden wir uns bloß ein.
Das mag ja alles so sein. Und doch hab ich manchmal den Eindruck, dass mit leidenschaftlicher Inbrunst alles wegerklärt wird, das im geringsten mit Glauben oder Aberglauben zu tun haben könnte, mit Legenden oder Mythen. Als ob so etwas von vornherein gefährlich ist. Als ob wir uns nur auf der sicheren Seite befinden im Bereich der nachweisbaren Tatsachen. Dabei gibt es haufenweise gefährliche nachweisbare Tatsachen, von Bomben bis zu Amokläufern.
Ein Totschlagargument lautet: „Es ist wissenschaftlich nicht bewiesen!“ Dagegen lässt sich überhaupt nichts mehr vorbringen, man kann nur noch vernichtet vom Platz hinken. Dabei bedeutet es unter Umständen lediglich, dass kein Experiment in dieser Sache stattgefunden hat – oder dass eins stattfand und kein Ergebnis zeigte.
Einer der großen Väter der Wissenschaft, Galileo Galilei, (der immerhin rausbekam, dass sich die Erde um die Sonne dreht statt umgekehrt), behauptete Anfang des 17. Jahrhunderts ganz überzeugt, der Mond habe nicht das geringste mit Ebbe und Flut zu tun. Eine Ansicht, die Seeleuten und Küstenbewohnern möglicherweise nicht gefallen hätte, weil sie es anders beobachten konnten. Allerdings erfuhren sie es gar nicht. Es gab keine Medien, die es verbreiteten
Auf jeden Fall sollen alle, die meinen, dass Hunde sich hinsetzen, die Schnauze heben und ihr Lied anstimmen wenn der Vollmond am Himmel leuchtet, auf dem Holzweg sein.
Die Tiere heulen zur Kommunikation – richtig – und um eine Paarung anzubahnen (alle elf Minuten verliebt sich ein Wolf in ein anmutiges Jaulen aus dem Nachbarwald), auch richtig. Und doch lasse ich mir nicht ausreden, dass der Mond irgendeinen Einfluss dabei hat. Ich hab es zu oft beobachtet.
Da Hunde normalerweise nicht blind sind, sehen sie das große helle Dings am Nachthimmel, oder? Gut, es ist nicht wissenschaftlich bewiesen, dass Hunde und Wölfe irgendwas mit dem Mond zu schaffen haben, wenn sie heulen. Aber das Gegenteil ist auch noch nicht bewiesen.
Glücksfaktor: Das endlos Wandelbare der Wissenschaft …