Heute ist Senioren-Tag


Zumindest in Amerika. Wir dürfen ihn hier aber auch gern feiern.

(Senioren-Tag ist, soviel ich weiß, für die meisten Facebook-Anwesenden nicht unrelevant. Junges Volk tummelt sich woanders.)

Ist es nicht eine sonderbare Gewissheit, dass wir alle älter werden müssen – und noch älter? Man kommt nicht dran vorbei, es sei denn, man stirbt früh. Und das ist ja auch nicht witziger.

Noch sonderbarer scheint mir der Tatbestand, dass man zunächst älter wird – und dann erst alt. Da sollten wir gar nicht drüber nachdenken.

Ist das nun ein Grund zum Jammern? In unserer Gesellschaft hat Alter keine bedeutende Lobby. Neu und Jung verkauft sich auf jeden Fall besser. Wo sind die verehrten, bewunderten alten Weisen geblieben?

Ich glaube, das hat was mit dem Fortschritt zu tun. Alles entwickelt sich immer schneller. Die Menschheit hat Jahrtausende gebraucht, um von den Bäumen zu kommen und so grundlegende Sachen zu raffen wie das Rad oder den Flaschenzug. Wer damals alt war, der durfte als weise durchgehen. Er verzapfte etwas über seine Lebenserfahrung und die Jungen saßen mit offenem Mund rundum und konnten davon lernen.

Inzwischen gibt es ungefähr jedes Jahrzehnt eine neue technische Revolution. Die jetzt wirklich alt sind, haben Schallplatten abgespielt, Tonbänder mit dem Bleistift aufgerollt und gelernt, dass CDs leicht zerkratzen und dann noch als Glasuntersetzer durchgehen. Vielleicht haben sie gar nicht so große Lust, sich eine weitere Neuerung einzuverleiben und damit umgehen zu lernen – von ihren Enkeln. Muss ja auch nicht immer Musik sein. Doch dadurch geraten sie schnell in die Dummchen-Ecke. Nix mit Weisheit.

Wir haben eine längere Lebenserwartung als viele, viele Generationen vor uns, falls uns nicht ein Virus ein Bein stellt. Dadurch verlängert sich nicht nur das gesamte Dasein, sondern die Jugend (reicht inzwischen bis Mitte 30) die mittleren Jahre (bis sechzig plus) und dann geht so langsam das Älterwerden los, bevor jemand ernsthaft, also so richtig, alt wird.

Alter ist eine Sache der Einstellung, weit mehr als eine Sache der Jahre. Es sind, auch im sogenannten hohen Alter, noch die erstaunlichsten Sachen möglich. Alt sein bedeutet wirklich keineswegs, dass man jetzt von Krankheit zu Krankheit torkelt, von Operation zu Operation (obwohl Krankenkassen das gern glauben.) Vieles ist einfacher, gelassener, entspannter als zur Jugendzeit und macht trotzdem noch mindestens genau so viel Spaß. Ich weiß, wovon ich rede. Ich bin zwar noch nicht alt – aber schon älter.

Glücksfaktor: Vertrauen in das Leben.

 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert