In Ungarn übrigens. Er studierte Medizin und wurde Arzt in der geburtshilflichen Abteilung an einem Wiener Krankenhaus. Außerdem sezierte er, wie die meisten seiner Kollegen und Studenten, die Leichen verstorbener Patientinnen, die oft Kindbettfieber gehabt hatten.
Irgendwann fiel Semmelweis auf, dass in der Abteilung, in der Ärzte und Studenten bei Geburten halfen, ungleich mehr Frauen an Kindbettfieber starben als in der Abteilung, in der nur Hebammen arbeiteten. Dann glaubte er, den Grund dafür gefunden zu haben: mangelnde Hygiene! Niemand wusch sich zwischen dem Leichensezieren und der Geburtshilfe die Hände. Keiner sah indessen auch dafür eine Notwendigkeit. Bakterien oder Bazillen waren unbekannt.
Den Rest seines Lebens widmete er der Aufgabe, seine Zeitgenossen von dieser Tatsache zu überzeugen. Leider ermangelte es ihm dabei empfindlich an diplomatischem Talent. Er nannte Kollegen, die so weitermachen wollten, ‚Mörder‘.
Semmelweis wurde verhöhnt, ausgelacht, bedroht, von anderen Ärzten als ‚Nestbeschmutzer‘ beschimpft. 1865 steckte man ihn, und zwar ohne Diagnose, in eine Irrenanstalt bei Wien. Dort starb er, 47 Jahre alt, angeblich an einer Blutvergiftung durch eine Wunde am Finger. Andere Berichte sagten, er sei vom Klinikpersonal zu Tode geprügelt worden. 1963 exhuminierte man die sterblichen Überreste des tapferen Doktors und stellte ‚multiple Frakturen an Händen, Armen und am linken Brustkorb‘ fest. Manchmal wird die Wahrheit sehr gehasst.
Lange nach seinem Tod, eigentlich erst im folgenden Jahrhundert, nannte man Ignaz Semmelweis dann den ‚Retter der Mütter‘ …
Glücksfaktor: Dass ich mein Kind im 20. Jahrhundert bekommen durfte …