Eine Apotheke in einer norddeutschen Kleinstadt, Gegenwart, später Nachmittag, ungefähr fünf Personen warten, ein Kunde wird bedient. Dösige Atmosphäre. Teilweise leise Unterhaltungen.
Plötzlich sagt die Apothekerin etwas lauter und mit einer Spur Ungeduld: „Ja, wieso, für wen ist das denn?“
Der Kunde erwidert gedämpft, aber verständlich: „Ähm… ohh… Ich weiß nicht, wie ich das… Ob ich das sagen darf…“
Schlagartig komplette Stille im Raum, nur das Knistern der Ohren, die ausgefahren werden: Was kommt jetzt?!
Der Kunde: „Also, sie ist, sie hat… Gott, wie soll ich das… Sie ist dunkel. Also eine… eine Schwarze darf ich nicht sagen… Also Afro… Afro… also nicht Afrodeutsche, weil, sie ist nach ihrer Geburt, ist sie…“
Die Apothekerin versteht schon und verschwindet, um das Richtige zu holen.
Entspannung in der Apotheke.
Es war gar nichts Unanständiges. Nur jemand, der sich verzweifelt bemüht, politisch korrekt zu sein…
4 Antworten zu “In Verlegenheit”
Das mit der politischen Korrektheit kann auch ziemlich in die Hose gehen. In Köln habe ich mal einen Klienten gefragt, ob er Sinti oder Roma sei. „Mir sin Zigeuner! Sag Zigeuner zu mir!“ war die Antwort. Und die schwarzen amerikanischen Soldaten, die ich in den 60ern kannte , hatten einen Standardsatz: „We are black and we are proud!“ Ich glaube irgendsoein Afro-Dingenskirchen hätte mir Prügel eingebracht – damals.
Ich hab aus ebendiesem Grund meine Probleme mit der Politischen Korrektheit.
Sie ist so verzweifelt temporär…
Wenn es so was gäbe. Ja. 🙂
Mal überspitzt formuliert: Political Correctness ist die Rache der ewig zu kurz Gekommenen an den Mächtigen. Und ihre Waffe ist die mediale Öffentlichkeit.