Der wird normalerweise um den 7. Mai herum, von Freitag bis Sonntag, im Hamburger Hafen zelebriert, mit Einlaufparade der Schiffe sowie Auslaufparade, Schlepperballett, Feuerwerk und Menschenmassen.
Dabei ist alles nur gemogelt.
Zum neuen Kreuzzug Barbarossas war auch Hamburgs damaliger Schirmherr, der dritte Schauenburger Adolf, gebeten. Und der wollte Hamburgs Neustadt ganz groß raus bringen.
Wenn man sich das Gebiet wie eine Smokingschleife vorstellt, dann drängelte sich auf der rechten Schlaufe die dicht besiedelte Altstadt mit dem Dom, während es auf der linken noch anständig Platz für Zuwachs gab. Hier hatte der Schauenburger bei der Alstermündung, am Nikolaifleet, einen kleinen Hafen bauen lassen und gleich noch eine niedliche Kapelle für den heiligen Nikolaus. Und damit es nun auch richtig losgehen konnte, brauchte er bedeutend umfangreichere Privilegien.
Jeder, der schon mal versucht hat, einen Boss oder Befehlshaber oder großen Mann zu erwischen, um ihm etwas abzuschmeicheln, weiß, was Adolf III. durchmachte. Er bekam schließlich die erbetene Unterredung, quasselte schwitzend über Notwendigkeiten und den Segen der Stadt für das Kaiserreich und so weiter …
Aber der Herrscher war zerstreut, er las und schrieb gleichzeitig in irgendwelchen Pergamenten. „Gewiss, mein Guter“, sagte er schließlich, „im Wesentlichen Ja. Wir müssen darüber noch mal in Ruhe reden, irgendwann.“

Adolf wagte zu fragen, ob er das schriftlich haben könnte und Barbarossa meinte ungeduldig: „Jetzt nicht! Nach dem Kreuzzug!“ Worauf er von dannen schritt. Die Unterredung war beendet.
Jeder, der schon mal so abserviert wurde, weiß: Als nächstes verschwindet der betreffende große Mann für immer. Barbarossa hakte diesen Punkt ab, indem er an einem heißen Tag im kalten Fluss Saleph badete, was ihm nicht gut bekam; entweder ertrank er oder er erlitt einen Herzinfarkt. Auf jeden Fall war der Kaiser weg – und mit ihm die Möglichkeit, die halbwegs zugesagten Rechte mit Brief und Siegel zu erhalten. Die Hamburger dürften, als sie vom Tod ihres Herrschers erfuhren, etwas Deftigeres gesagt haben als »Ach, wie ärgerlich!«
Einstweilen taten sie so, als hätten sie das entsprechende Dokument längst erhalten, und das ging auch eine geraume Weile ganz gut, genauer gesagt 81 Jahre lang.
Bis 1259 plötzlich ein Bremer Bischof mit dem unsympathischen Namen Hildebold Folgendes verfügte: Alle nach Hamburg gehenden Schiffe müssten ihre Ladung zuerst in Stade verzollen. Außerdem sollte jedes Schiff drei Tiden lang (36 Stunden!) an der Schwingemündung ankern, um seine Waren anzubieten … und konnte dann, soviel war klar, gleich wieder umkehren, denn nach all dem brauchte Hamburg gar nicht mehr angelaufen zu werden.
Hildebold hatte bei dieser bodenlosen Frechheit natürlich etwas im Sinn. Er wollte die hamburgisch- stadtherrlichen Rechte, die sein Vorgänger an die holsteinischen Grafen abgegeben hatte, zurück erzwingen.
Was war zu tun? Kein Schauenburger stand den Hamburgern mehr zur Seite, sie mussten sich alleine helfen. Nach einem aufs Peinlichste gescheiterten Versuch (über den wir liebevoll den Mantel des Vergessens ziehen wollen) ihrerseits mit Kriegskoggen die Schwingemündung bei Stade zu blockieren, sahen sie ein, dass sie sich lieber auf ihre kaufmännischen Gehirne als auf irgendwelche martialischen Handlungen verlassen sollten.
Sie benötigten einige gute Kalligraphen und ein Kaiserliches Siegel. Bedauerlicherweise, obwohl sie sich ihren Betrug eine (auf heutige Währung berechnet) Millionensumme kosten ließen, baumelte am Freibrief lediglich ein Siegel des Barbarossa-Enkels Friedrich II. – immerhin. Auf den allerersten Blick mochte das genügen. Doch vor misstrauischen Augen wäre es nicht durchgegangen.
Also betrieben die Hamburger etwas wie Dokumenten-Wäsche, indem sie ihren ehrwürdigen Freibrief ganz nebenbei einem Kardinalslegaten in Lübeck vorlegten und um eine Kopie baten. Der Mann sah keinen Grund, an der Echtheit des Dokuments zu zweifeln, er transsummierte es, das heißt, er gab den Text in einer neuen Urkunde wörtlich wieder. Das Transsumt ging an den Erzbischof von Magdeburg, der es seinerseits bestätigte und eine weitere beglaubigte Abschrift anfertigen ließ. Mit diesem letzten, über jeden Zweifel erhabenen Zertifikat marschiert man vor Gericht.
Hildebold ist vernichtet. Stade besiegt. Dass die Hamburger, wenn sie schon mal dabei waren, noch einige nützliche Privilegien mehr einflochten, als damals mit dem Kaiser abgemacht worden sind (Wollte er nicht noch mal in Ruhe über alles reden? Sicher hätte er dies und jenes gern hinzugefügt!) versteht sich von selbst. Na, und auf der Basis des getürkten Vertragsdatums feiern die Hanseaten nun jedes Jahr im Mai ihren Hafengeburtstag!

Glücksfaktor: Eine gesunde Portion Raffinesse …