Karfreitag


In ihrer Jugend tanzte meine Mutter mit ihren Schwestern und einigen Freunden am Karfreitagnachmittag zu Hause zu Schallplattenmusik. Sie hat mir oft erzählt, dass plötzlich ihre Mutter ins Zimmer kam, eine zierliche schwarzhaarige Frau, deren Augen voller Tränen standen, während sie rief: „Ihr tanzt – und lacht – und Jesus Christus stirbt!“ – und wie beschämt meine Mutter sich fühlte.

Als ich sehr klein war, dachte ich, es handle sich um einen Feiertag für Herrn Karl Freitag, der kein Fleisch vertrug, nur Fisch.

Später war ich für ein Weilchen ein wütender, unduldsamer Christ. Ich nahm es den Jüngern furchtbar übel, sich durch die Nacht geschnarcht zu haben im Garten Gethsemane, statt Jesus beizustehen. Ich wachte bis zum Ostersamstag hindurch und betete jede Stunde, gewissermaßen stellvertretend.

Vor einigen Jahren erklärte mir ein Bekannter, der mit einer anderen Religion aufgewachsen war, wie dumm wir Christen seien: wir beteten zu einem rechtskräftig verurteilten und exekutierten Verbrecher und trügen das Möbel, mit dem er hingerichtet wurde, um den Hals. Was sei das für ein Gott, der sich nicht einmal selber vor dem Tode retten könne?

Glücksfaktor: Ein etwas weiterer Horizont


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