Klang und Wort


Kürzlich hab ich gesagt, dass meiner Ansicht nach die ganze Welt voller kreativer Ideen ist, die gern zu Geschichten verarbeitet werden möchten. Ich möchte hinzufügen, wie sehr ein bestimmtes Medium die Phantasie beflügelt: die Musik.

Völlig zu Recht erklingen in nahezu allen Filmen im Hintergrund ganze Symphonien, die meistens vom Sinn her nicht vorhanden sind, weil nirgends ein Orchester oder ein Mensch mit Geige rumsteht. Trotzdem irriert das selten (obwohl auch hier manchmal des Guten zuviel stattfindet). Vielmehr kommt es uns ganz normal vor.

Hören wir nicht manchmal selbst in unserem Kopf oder in unserem Herzen die Begleitmusik zu einem wunderschönen Sonnenuntergang – zum ersten Kuss von einem geliebten Wesen – zum herzzerbrechenden Ereignis?

Mich hat Musik schon immer zum Schreiben angeregt. Und wenn ich auch nicht aus der Musikhalle nach Hause stürze, um sofort ein Drama oder eine Komödie zu verfassen, so entstehen doch beim Zuhören winzige Ideenpartikel, die, mit noch mehr Melodien begossen, zu keimen und zu ranken beginnen.

Mir gefallen viele Sparten, Barockmusik etwa oder keltische Lieder, Swing der 30er und Big-Band-Orchester, Klassik oder mittelalterliche Klänge oder guter alter Rock.

Besonderes Glück hat man natürlich, wenn ein begabter Mensch Musik aus sich selbst herausströmen lässt und man zuhören darf.

Vor einigen Jahren, an einem schönen Sommertag, haben Arne und ich Marcel besucht. Er und mein Sohn sind seit langer Zeit Freunde, und damals wohnten beide noch in Hamburg. Marcel war an diesem Tag ganz entspannt, er setzte sich an sein Klavier und spielte, was aus ihm heraussprudelte, nur für sich selber und für uns, bestimmt eine Stunde lang. Arne und ich saßen da und lauschten und füllten uns mit der Musik.

Und gestern Abend habe ich einen Freund besucht, der plötzlich Lust bekam, auf seiner Gitarre zu spielen, eine schöne alte Akkustik-Gitarre. Er ist nicht gerade der „Ich-mach-jetzt-mal-etwas-Musik-und-ihr-könnt-alle-mitsingen“-Typ. Vielleicht spielt er meistens nur für sich alleine. Übrigens klingt das hin und wieder beinah mehr wie Harfe, so zart und behutsam, leise und langsam, etwas unwirklich.

Wenn ich so etwas Schönem lauschen darf, entstehen die Ideen. Zuerst Farben, verschlungenes Violett und Dunkelblau und Rosa, dann Bewegungen und Stimmungen wie Wolkenschlieren und schließlich ganze Figuren, Verwicklungen und Lösungen.

Glücksfaktor: begabte Freunde

 

 

 

 

 


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