Kleine Nachbarn


Der Löwe hat sie zuerst entdeckt und gleich mit seinem Handy ein bisschen gefilmt: drei ganz besonders niedliche Mausekinder auf unserer Garageneinfahrt. Zwei schüchterne und eine freche, alle drei deutlich noch nicht schulreif. Sie hatten offensichtlich keine Ahnung, dass Zusammenrotten derzeit nicht gestattet ist. Sie kuschelten sich eng aneinander. Sehr warm ist es ja dieser Tage auch nicht.

Nachdem ich den Löwen zum Bahnhof gefahren hatte und wieder nach Hause kam, waren sie immer noch da. Eine lutschte am großen Zeh – oder vielleicht putzte sie nur ihren Fuß. Eine versuchte, sich in ein altes Blatt vom letzten Jahr zu wickeln. Eine knabberte an einem winzigen Tannenzapfen. Sie waren alle drei entsetzlich naiv und lebensgefährlich zutraulich. Wo war ihre Mama? Wieso hatte sie ihnen nichts von gemeinen Menschen und bösen Katzen erzählt?

Ich fragte Lydia, wo sich Jimmy der Kater gerade aufhielt, und erfuhr, er schliefe auf dem Bett. Insofern sammelte ich mit Lydias Teesieb die beiden schüchternen Mäuse in einen leeren Quarkbecher. Sie spazierten geradezu freiwillig ins Gefängnis. Ihre freche Schwester hüpfte im letzten Moment in den Efeu. Immerhin ist zwei von Dreien eine gute Quote.

Lydia half mir, die beiden Kleinen in ein nahes Waldgebiet zu bringen. Wir wünschten ihnen Gottes Segen hinterher und fuhren nach Hause in dem Gefühl, jedenfalls unser Bestes getan zu haben. Die freche Schwester Maus wäre ja eventuell pfiffig genug, sich vor Jimmy zu verstecken.

Später fuhr ich einkaufen. Und als ich zurückkam, sah ich – schon wieder drei Mausekinder auf der Einfahrt. Also waren es im ganzen mindestens fünf.

Niemand kann die ganze Welt retten, oder? Außer James Bond und Superman und solchen Leuten. Wir sollten dem Kater ein Lätzchen umbinden und der Sache ihren Lauf lassen …

Glücksfaktor: Vegetarische Tierarten. Die verursachen weniger Herzeleid.


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