Letzten November hat zum ersten Mal jemand zu mir gesagt, er will mit mir eine Fahrt auf einem Kreuzfahrtschiff in die Karibik machen. Ich hab vor Schreck überhaupt nicht geantwortet und gehofft, dass es vorbei geht. Ist es auch.
Dieses Jahr im Februar hat dann wieder jemand damit gedroht: diesmal Bahamas. Dem konnte ich ebenso entkommen.
Gestern erneut dieses Angebot! Ich hab nein gesagt. Die Antwort war lärmendes Gelächter – ein normaler Mensch kann sich nicht vorstellen, dass irgendwer NICHT wild darauf ist, eine Kreuzfahrt zu machen.
Ich will nicht. Ich will wirklich nicht. Ich will auf keinem Riesenschiff sein mit soundsoviel Menschen zusammengesperrt und ohne eigenes Ruderboot um abzuhauen, wenn es mir nicht mehr gefällt. Und ich weiß, dass es mir kaum ein paar Stunden gefallen wird…
Mir wird schwindelig wenn ich Fahrstuhl fahre. In Autos muss ich vorn sitzen, damit die Polster sauber bleiben: hinten bekomme ich nach kurzer Zeit den Brechreiz.
Fliegen kann ich nur, indem ich Ingwer kaue.
Ein Schiff macht mich schon seekrank, wenn ich es nur vom Ufer aus beobachte.
Dafür kann ich nichts und daran lässt sich auch nichts ändern.
Admiral Nelson, der Britannien vor Napoleon gerettet hat und der sich bei etlichen Seeschlachten allmählich in seine Bestandteile auflöste, war ein sehr tapferer Mann.
Er fuhr seit seinem zwölften Lebensjahr zur See und wurde bis zu seinem Tod als gefeierter Seeheld jämmerlich krank, sobald er sich auf einem Schiff befand. Ich weiß nicht, wie man im Zustand äußersten Elends noch strategisch denken kann, aber er konnte es.
Ich bewundere Nelson über alle Maßen. Er hegte die Ansicht, um das Vaterland zu retten müsse jeder Mann seine Pflicht tun, und er tat sie.
Er wäre jedoch ganz bestimmt nicht zu seinem Vergnügen Passagier auf einem Kreuzfahrtschiff gewesen…
