Kugelfische


gibt es in Riesig und in Winzig. Eine weitverzweigte Familie namens Stachelflosser.

Ich besaß mal einen, der hieß Günther. Er sollte in meinem Aquarium für Ordnung sorgen und Schnecken eleminieren. Hat er auch gemacht und niemals Fischbabys gefressen, weder mit Absicht noch aus Versehen – obwohl mir dies als unabdingbar angekündigt worden war.

Günther besaß allerdings ein zartes Nervenkostüm und sprang hin und wieder, wenn der Aquariendeckel abgenommen war, wie Flipper aus dem Wasser ins Zimmer. Einmal ist er auf dem Fernseher gelandet. Gut, dass es damals noch keine Flachbildschirme gab. Da wäre er heftig abgerutscht.

Kugelfische bewegen sich wie Hubschrauber. Sie schwirren mit ihren kurzen Brust- Rücken- und Afterflossen so schnell rückwärts wie vorwärts und ebenso auf und ab. Da sie keine Bauchflosse haben, sehen sie unterwärts etwas flach aus. Ihr Gesichtsausdruck wirkt immer ein wenig verdutzt.

Betrachtet man den Fisch als Lebensmittel, wird er zu Fugu. Die Japaner nennen sein Muskelfleisch so, und es gilt als große, wenn auch gefährliche Delikatesse: es ist mehr oder weniger giftig, stellenweise absolut tödlich. Der kaiserlichen Familie darf es, gesetzlich vorgeschrieben, nicht serviert werden.

Ein Fugu-Koch muss eine zweijährige Ausbildung samt Prüfung bestehen. Und dann essen die Feinschmecker den Kugelfisch immer noch ‚auf eigene Gefahr‘ in besonderen Restaurants, über deren Tür ein aufgeblasener Stachelflosser baumelt. Zurzeit sterben allerdings in ganz Japan pro Jahr höchstens 5 bis 6 Leute an Kugelfischvergiftung.

Zwar ist es inzwischen gelungen, diese Fische ohne Gift zu züchten. Doch das reizt den Kenner wenig. Es geht  bei der Zubereitung darum, gesundheitsschädliche Mengen des Fischgiftes beiseite zu lassen. Indessen sollte soviel davon erhalten bleiben, dass es im Mund ein etwas taubes, prickelndes Gefühl verursacht – und den Schlemmer in einen leichten, angenehmen Rausch versetzt.

Menschen sind pervers.

Günther war ein netter Fisch…


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