Ist das nicht eine gute Nachricht? Ab heute, dem 9.8.2019, dürfen auf den Balearen wieder Stiere zu Tode gequält werden!
Das spanische Verfassungsgericht hat das Tötungsverbot bei Stierkämpfen aufgehoben.
Stierkampf sei ein nationales Kulturgut, heißt es. So etwas ist schließlich sehr wichtig.
Es ist KEIN Kulturgut, wenn ein Stier im Schlachthof einen Bolzenschuss vor den Kopf bekommt, der ihn (im günstigen Fall, wenn auch nicht immer) jedenfalls rasch tötet. Da handelt es sich um eine ernährungstechnische Notwendigkeit: Was sollen die armen Menschen denn sonst essen?
Aber die Corrida, dieses noble Schauspiel!
Der Stier, von Natur aus eher faul und friedlich, wird gleich zu Anfang gereizt, gequält und unter Stress gesetzt, damit er in die kulturell so wichtige Stimmung kommt. Man sägt gern seine Nackenmuskel an, das bereitet große Schmerzen, wenn er den schweren Kopf mit dem Gehörn zu heben oder gar damit zuzustoßen versucht. Auf die Art erwischt er hoffentlich weniger leicht den eleganten, schlanken Torrero, diesen todesmutigen Helden.
Durchschnittlich zwanzig Minuten lang wird das Tier zum öffentlichen Vergnügen gefoltert, ungefähr sechs Stiere pro Vorstellung. Immer mehr lustige bunte Stangen mit Widerhaken bohren sich in seinen Nacken. Er verspürt wahnsinnige Schmerzen, er hört das Gejohle der kulturbeflissenen Menschen, er darf keineswegs mit einem weißen Tuch wedeln und den Kampf aufgeben. Er hat Angst und weiß überhaupt nicht, was ihm geschieht.
Vor den Kassen in Palma haben sich in den vergangenen Tagen lange Schlangen gebildet. Endlich wieder Kultur!
Der bekanntste Torrero wird El Juli sein, der seinen ersten Stier mit 14 Jahren umbrachte. Er besitzt 2668 abgeschnittene Stierohren und 92 Stierschwänze – bis jetzt.
El Juli hat gesagt: „Ein Mann, der sein Leben im Kampf mit einem wilden Tier riskiert, der es überwältigt – das ist eine einzigartige Kunst.“
Nun hat den kühnen Menschen schon einmal ein wildes Tier in der Arena erwischt und ein bisschen seinen linken Hoden zermanscht. Doch das konnte erfolgreich operiert werden.
Ich wünsche ihm und allen seinesgleichen – nein, das wünsche ich mir ganz still für mich …

Glücksfaktor: Nein, wirklich nicht.