Mary Shelley


wurde am 30. August 1797 in London geboren, in eine ungewöhnliche Familie. Ihr Vater war William Godwin, Sozialphilosoph und Begründer des politischen Anarchismus, ihre Mutter (die elf Tage nach der Geburt ihrer Tochter starb) war Mary Wollstonecraft, Schriftstellerin und Feministin. Man kann also wohl sagen, dass diese Eltern nicht gerade zu den Konservativen im Land gehörten.

Entsprechend verlief das Schicksal Marys sehr wenig den damaligen bürgerlichen Gesetzen folgend. Als sie sechzehn war, verliebte sie sich in den jungen Dichter Percy Bysshe Shelley, der ihre Eltern und deren politische Ideen bewunderte. Shelley war verheiratet, reiste jedoch trotzdem mit Mary und ihrer Stiefschwester Claire ein wenig durch Europa.

Als die drei nach England zurückkamen, war Mary schwanger. Sie lebte nun mit Shelley zusammen, was ‚die Gesellschaft‘ naserümpfend zur Kenntnis nahm. Ihre kleine Tochter war übrigens eine Frühgeburt gewesen und sofort gestorben. Nach knapp zwei Jahren hatte Shelleys Ehefrau Harriet die Sache bis obenhin, marschierte in den Londoner Hyde Park und ertränkte sich dort in der Serpentine. Was bedeutete, nun konnten Shelly und Mary heiraten. Das taten sie auch auf der Stelle, Ende 1816.

Dies war das Jahr ohne Sommer, das den Spitznamen ‚Eighteen hundred and froze to death‘ trug. Ein kaltes Jahr, mit ständig dunklen Wolken, viel Regen und Sturm – aber hin und wieder, ohne, dass die Sonne am Tag groß aufgegangen wäre, grandiosen Sonnenuntergängen in Pink und Violett und Burgunderrot. William Turner, ein englischer Maler, hat viel davon festgehalten. All das war übrigens die Schuld des indonesischen Vulkans Tambora, der im Jahr zuvor einen enormen Ausbruch hatte und so viel Dreck in den Himmel hustete, dass er eine kurzzeitige Klimaveränderung schuf.

Doch obwohl es ein Jahr ohne Sommer war, verbrachten die noch-nicht-ganz-verheirateten Shelleys die entsprechende Jahreszeit am Genfer See. Wieder in Begleitung von Marys Stiefschwester Claire, mit der Shelley ein kleines Seitenverhältnis hatte.

Die drei besuchten häufig den damals bereits sehr berühmten Dichter Lord Byron, der ebenfalls am Genfer See, in einer schönen alten Villa, logierte. Er war eine Weile Geliebter von Claire gewesen und zwischen den beiden brizzelte es jetzt wieder. (Daraus wurde dann seine Tochter Allegra).

Das gefiel einem anderen jungen Mann bestimmt nicht, der sich in Byrons Begleitung befand: John Polidori, der Leibarzt des Lords und sein ehemaliger Geliebter. Polidori litt darunter, dass es mit dem Dichter aus war, brachte es nicht über sich, abzureisen und hoffte wohl, noch gebraucht zu werden. Schließlich war er Byrons Leibarzt!

Polidori war in diesem Jahr gerade zwanzig, sehr intelligent und begabt, sensibel und – natürlich – unkonventionell.

Diese fünf Früh-Hippies hockten mit ihren verschiedenen Emotions-Verknotungen zusammen, starrten in den Regen, nahmen Laudanum oder was der junge Doktor sonst so an Rauschmitteln anzubieten hatte und beschlossen, Gruselgeschichten zu schreiben.

Dabei hielten sich die beiden berühmten Dichter, Byron und Shelly, offenbar etwas zurück. Vielleicht fiel ihnen auch nicht so viel ein. (Später allerdings machte Lord Byron über diese Zeit sein Gedicht Darkness:

FINSTERNIS
Ich hatte einen Traum, der keiner war.
Die Sonne war erloschen, und die Sterne,
verdunkelt, schweiften weglos durch den Raum,
kein Mond, die Erde schwang im Äther, blind
und eisig sich verfinsternd; kam der Morgen
und ging und kam – er brachte keinen Tag,)

Auch in Claires Kopf entstand offenbar keine zündende Idee. Polidori jedoch schrieb eine hervorragende Vampirgeschichte (die später Lord Byron zugeschrieben wurde).

Und Mary Shelley verfasste einen Roman, der seit zweihundert Jahren zur Weltliteratur gehört: Frankenstein!

Glücksfaktor: Wenn ich das mal so ganz spießig sagen darf, es ist ja nur meine persönliche Meinung – treue Liebe …

 


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert