Maskenpflicht


Ich habs doch gleich gesagt! Hab ich’s nicht gleich gesagt? Guck mal, alle Asiaten, anderthalb Milliarden oder so, tragen Mundschutz. Wieso wir nicht?

Weil, hat man mir erklärt, das nicht nützt. Im Gegenteil, eher schädlich. Fühlt man sich womöglich sicher und fummelt dran rum – ganz schlecht.

Und das wissen die Asiaten alle nicht? Anderthalb Millionen haben keinen Schimmer? Vielleicht fummeln die nie. Oder fühlen sich sowieso nicht sicher.

Na ja, kam dann, es hilft, falls jemand schon verseucht ist, aber dann nur den anderen. Also, wenn er die Maske trägt, der Verseuchte. Und man weiß ja nie, wer’s schon in sich hat.

Inzwischen kommt ganz vorsichtig: Vielleicht überträgt das Virus sich über feinste Sprühtröpfchen, die lange in der Luft bleiben, und dann hilft ein Mundschutz ganz eventuell ja auch den noch Gesunden. Sollten wir das den Asiaten nicht mal erklären? Die hätten vielleicht auch gern den Durchblick?

Zunächst wurde es empfohlen, nun wird es auch in Schleswig-Holstein Pflicht, sehr bald.

Was mich angeht, ich hab mir 2018 eine Maske angeschafft, ganz intuitiv.

Bloß leider nützt die nichts. Weil Mund und Nase nicht verschlossen sind. Schade. Der Löwe sagt, er besorgt mir eine Katzenmaske, die unten dicht ist. Einstweilen hat er noch eine andere für mich.

Ernst möchte unbedingt einen Schnauzenschutz. Oder einen Schnauzenschützling, wie auch immer.

Wir haben aber nur eine, und die trage einstweilen ich, weil ich schließlich einkaufen muss. Mein erster Einkauf mit Maske!

Ungefähr die Hälfte der Mitbürger trägt auch so was. Von ganz knapp, Bikiniform, bis kompakt, mit Seiten-Luft-Knopf. Man kann sehen, ob Augen obendrüber lächeln.

Der genervten Mitarbeiterin im Biomarkt hängt das Ding um den Hals. Sie muss sich nämlich beim Haferflockenstapeln verständlich machen. Die Aussprache wird ja etwas dumpfer hinter der Vermummung.

Schade, ich nasche so gern Käsestückchen – wie soll das jetzt gehen? Es geht nicht, deshalb liegen heute auch keine da.

Weiter zum Drogeriemarkt. Da steht vor der Tür eine disziplinierte Schlange in hingetupften Abständen bis weit zum Parkplatz. Warum denn das? Kauft hier gerade ein Fussballverein Taschentücher?

Ein Ehepaar mit gewaltigen Masken steht ganz vorn. Frage: „Worauf warten wir eigentlich?“

Sie weisen mit strengem Zeigefinger auf ein Schild vor dem Geschäft: WENN EINER RAUSGEHT, KANN EIN ANDERER REINGEHEN!

Erinnert mich an Madmax unter der Donnerkuppel: ‚Zwei Mann gehen rein, einer geht raus …‘ Na gut, das war ein anderes Prinzip. Ich spähe in den Laden: da ist kaum wer. Aber es ist ja auf jeden Fall nett, mal in der Sonne zu stehen.

Ein bärtiger, sehr dunkler Mann bleibt stehen und betrachtet unsere Formation. Er will nicht in den Drogeriemarkt, aber es erbarmt ihn: „Solange hier noch Einkaufswagen stehen, können Sie doch reingehen!“

Das besorgte Paar bleibt lieber stehen, ich folge dem guten Rat und betrete den Laden – da ist es menschenleer.

Wie, bitte, kaufe ich Duschgel, ohne dran zu schnuppern? Ich versuche es ganz vorsichtig – und hab einen Fleck auf der Maske. Schöner Duft, das nehme ich. Im Spiegel vor den Lippenstiften kann ich erkennen, dass ich, durch den Fleck, jetzt aussehe wie Mickymaus.

Man fängt an, zu schwitzen. Die Maske wird feucht. Die Kassiererin versteht mich nicht, was kein Wunder ist, ich zugebunden und sie hinter einer Plastikscheibe weit weg.

Als ich nach Hause komme, will Ernst bitte einen Schnäuzling oder wie das heißt. „Ich nähe dir nachher einen. Oder morgen. Ernst, ich muss noch so viel tun … Könntest du nicht einen Schal – – ? Nicht weinen!“

Dieser Bär ist viel zu sensibel, um nicht das Wort Heulsuse zu gebrauchen.

Da klingelt es an der Tür – die Postbotin hat ein Päckchen. Das ist wie im Märchen oder im Kino: Genau, wenn man es braucht, kommt das Wunder!

Die liebe Tante Lore hat ihrem Ernst was Bestrickendes gestrickt. Gummibärchen sind auch im Paket. Wer auf der Welt hat einen selbstgestrickten Schnauzenschutz in HSV-Farben?! Danke, Tante Lore.

Jetzt lutscht Ernst Gummibärchen hinter der Maske. Alles ist gut.

Glücksfaktor, einmal mehr: Tanten!


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