hier ist er:
Was sagt uns das?
o Dass mein Mann einmal im Jahr daran erinnert werden muss, mir Blumen zu schenken.
Das stimmt aber nicht; er schenkt mir viel öfter welche. Ich freu mich jedes Mal tierisch.
o Dass wir drauf reinfallen, wenn die Blumengeschäfte schon wieder eine Kommerzidee ausbrüten.
Nein. Erstens haben sich die Blumengeschäfte die Sache mit Valentin nicht ausgedacht. Wie es zu diesem Feiertag kam, hab ich in einem anderen Blogtext beschrieben. Zweitens sollte man es ihnen gönnen. Der Blumenhandel hat nicht nur von Corona was an die Ohren bekommen; es werden ganz allgemein immer weniger Blumen verschenkt. Die Sache kommt steil aus der Mode, junge Leute kaufen kein Schmuckgemüse mehr – uncool. Insofern sind es solche munteren Greise wie der Löwe und ich, die ihren Spaß dran haben und die letzten Blumenläden unterstützen.
o Dass die armen abgeschnittenen Blumen in drei Tagen – wie Ulla sagt – die Ohren hängen lassen (statt, nicht verkauft, in der Blumenhandlung noch jahrelang weiterzuleben).
Und das bringt mich darauf, wieder mal eine Weisheit der Mama hochzuhalten.
Meine Mutter, genau wie ich, liebte Schnittblumen und konnte großartig mit ihnen umgehen. In ihren letzten Lebensjahren besuchte ich sie zuverlässig am Freitagnachmittag und brachte jedes Mal einen Blumenstrauß mit. Am liebsten Rosen, im Frühling auch gern Tulpen. Und nicht selten standen dann zwei Vasen in ihrem Zimmer, weil der Strauß vom letzten Wochenende noch gut beisammen war.
Sie freute sich jedes Mal, sie betrachtete jede Blume aufmerksam, und solange es ihre Hände, zunehmend von Arthritis gequält, selbst noch konnten, bearbeitete sie den Strauß, statt ihn einfach in Wasser zu stopfen. (Ganz zum Schluss übernahm ich das.)
Das Päckchen mit ‚Blumendfrisch‘ oder wie immer so was heißt, flog im hohen Bogen in den Müll, falls ich vergessen hatte, der Blumenverkäuferin zu sagen: „Bitte, lassen Sie das weg.“ Von diesem meistens aus Glukose und Kupfer bestehende Pflegemittel für Schnittblumen, von dem auch noch verlangt wird, wenn es ins Wasser geschüttet wurde, dieses nicht mehr zu wechseln, sondern nur noch aufzufüllen! hielt die Mama überhaupt nichts. Kürzlich las ich einen Artikel über das Zeug. Darin stand, es helfe viel weniger als genau das, was meine Mutter immer machte.
Sofort nach dem Kauf oder Geschenk der Blumen, das Band um die Stängel lösen – und wenn sie noch so hübsch zusammen gebunden worden sind. Jede einzelne mit einem sehr scharfen Messer schräg anschneiden. In frisches, nicht zu kaltes Wasser stellen.
Und das bitte täglich wiederholen.
„Täglich?!“ fragt Lydia.
Ja. Jeden Tag, möglichst zur gleichen Zeit: anschneiden, auch eventuell welkes grünes Blattwerk entfernen, denn da die Blumen durch das tägliche Schneiden nun mal immer kürzer werden, tunken dann die Blätter ins Wasser, was bedeutet, sie werden faulig. Im Wasser sollten nur die nackten Stiele stehen.
Falls ein Stängel schmierig geworden ist – das kommt vor allem bei Astern vor – hat meine Mama ihn vorsichtig mit einem Stück Küchenpapier abgewischt, bevor er wieder in die Vase kam.
Vasen sollte man, wenn sie keine Blumen beherbergen, gründlich säubern. Mit Backpulver ausgescheuert werden sie wieder sehr appetitlich.
Vielleicht tut es den Blumen auch einfach seelisch gut, wenn jemand sich täglich, behutsam, aber energisch, um sie kümmert. Auf jeden Fall tut ihnen Sauberkeit gut. Das ist ja nicht so besonders merkwürdig. Kürzlich sagte eine sehr junge Dame meiner Bekanntschaft: „Wieso stinkt Blumenwasser eigentlich immer so?“
Es stinkt immer so, wenn es nicht ständig gewechselt wird. Wenn der arme Strauß in eine Vase kommt mit etwas Wasser, das, wenn er Glück hat, jedenfalls hin und wieder aufgefüllt wird. Wenn die Blumen nicht beschnitten und alles Welke aussortiert wird. Das ist unbequem? Ja, das ist unbequem. Vielleicht deshalb sterben Blumenhandlungen aus.
Glücksfaktor: Meine Blumensträuße halten meistens erstaunlich lange. Wenn auch natürlich nicht derart lange wie die der Mama …