Ich liebe sie.
Wo sie sind, bin ich immer Zuhause.
Vielleicht liegt es daran, dass ich an der Ostsee geboren bin, in Hamburg aufgewachsen und überhaupt häufig in der Nähe großer Gewässer.
Ich weiß, dass sie keinen guten Ruf haben. Man schimpft sie die Ratten der Meere.
Sie sind ohne Zweifel aggressiv und schlecht erzogen, rücksichtslos und frech.
Was sie schreien, würde eine Dame zum Erröten bringen, falls sie Möwisch verstünde.
In Südengland haben sie, vor allem vor zwei Jahre, Touristen das Brötchen aus der Hand geklaut und Babys den Schnuller aus dem Mund. Die Menschen gingen teilweise mit Helm an den Strand.
Aber wenn ich wirklich liebe, dann liebe ich bedingungslos und völlig loyal. Ich rede schön, was zu beklagen ist.
Vor langer Zeit hat mich in Canada eine Möwe mit versteiftem Flügel gebeten, ihr beim Sterben zu helfen. Das hab ich getan: ich überredete einen Tierarzt, ihr eine Spritze zu geben (was ein Kunststück erster Ordnung war, denn in Canada helfen Tierärzte keinen Wildtieren), worauf sie in meinen Armen starb. .Auch jetzt kann ich nicht ohne tiefe Trauer daran denken.
Dieser heisere, selbstbewusste Schrei und ihr anmutiger, eleganter Flug…
Ich liebe Möwen.