Muttertag


Anna Marie Jarvis hat Schuld. Die Amerikanerin verstand sich besonders gut mit ihrer Mama, einer gütigen Dame, die während des amerikanischen Bürgerkriegs und überhaupt immer sehr wohltätig gewesen war.

Anna wollte einen Muttertag begründen, an dem ehrend aller Frauen dieser Art gedacht werden sollte. Es ging ihr um Friedfertigkeit und Fürsorge, Eigenschaften, die sie vor allem Müttern zuschrieb. Sie widmete dem Ziel, den Tag der Mutter als anerkannten Feiertag zu etablieren, eine Menge Lebenszeit und Energie.

1914 wurde der Muttertag in Amerika dann tatsächlich als nationaler Feiertag anerkannt. Anna Jarvis hätte glücklich sein können. War sie vielleicht auch zunächst mal.

Nachdem sie allerdings einige Jahre lang beobachten konnte, was daraus entstanden war, wurde ihr zunehmend übel. Kommerzialisierung hatte sie keineswegs beabsichtigt. Außerdem regte es sie auf, dass man vorgedruckte Grußkarten verschickte, statt Müttern einen persönlichen Brief zu schreiben.

Nun bemühte sich Anna Jarvis, die Feier des Muttertags gerichtlich zu unterbinden. Ihre Klage wurde allerdings abgewiesen.

Bald war sie bis zur Verzweiflung damit beschäftigt, den ihrer Ansicht nach völlig verfehlte Feiertag, den sie ins Leben gerufen hatte, wieder abzuschaffen. Knapp zehn Jahre hatte sie gebraucht, um ihn zu etablieren. Den Rest ihres Lebens, etwa 35 Jahre lang, arbeitete sie sich daran ab, ihn verschwinden zu lassen. 1923 randalierte sie bei einer großen Muttertagsveranstaltung derart, dass sie für kurze Zeit ins Gefängnis musste.

Gemeinsam mit ihrer Schwester verbrauchte sie im Kampf gegen den inzwischen verhassten Feiertag das gesamte, einst stattliche Familienerbe, so dass beide Ladys in äußerste Armut gerieten.

Anna Maria Jarvis starb 1948 völlig verbittert. Kurz vor ihrem Tod gab sie noch ein Interview, in dem sie ihren Abscheu vor dem Muttertag äußerte …

Glücksfaktor: Mutterliebe. Ungeachtet eventueller Feiertage.


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