Neue Gedanken über ein altes Gefühl: Eifersucht!


Eifersucht erfordert für gewöhnlich drei Personen. Notfalls zwei und ein Haustier.

Manchmal zwei Personen und eine Tätigkeit oder einen Gegenstand, der oder dem zuviel Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.

Von unbeteiligten Besserwissern wird gern behauptet, Eifersucht beruhe auf einem Selbstwert-Defizit. Das klingt zwar logisch, ist jedoch sehr theoretisch und eine Versimplung der Gefühle.

 

Ich kenne sehr reife und starke Menschen, die durchaus zu Eifersucht fähig sind, und schüchterne kleine Würstchen, die von allen möglichen Emotionen gebeutelt werden – nur von dieser nicht. Der Irrtum beginnt bereits da, wo vorausgesetzt wird, ein selbstbewusster Charakter sei auch in jeder anderen Beziehung Herr und Meister über sein Seelenleben, hätte niemals Verletzungen erlitten (oder sie vollständig ausgeheilt) und könne sich vor psychischer Gesundheit gar nicht lassen.

So was ist albern. Das Reizvolle an den Bewohnern dieses Planeten ist ja gerade ihre Unvollkommenheit. Wer eine perfekt heile Seele besitzt, der wandelt nicht mehr auf Erden, sondern ist ein Erzengel. Ach, und womöglich befreit ihn nicht einmal das von missgünstigen Gefühlen, man denke an Luzifer! (Allerdings sollte Eifersucht nicht mit Neid verwechselt werden; der ist zwar ein naher Verwandter, aber eben doch etwas anderes.)

Und wer immer noch nicht davon überzeugt ist, dass ein eifersüchtiges Gemüt nichts mit dem wenig ausgeprägten Selbstbewusstsein zu tun hat: Der Boss selber hat sich schuldig bekannt. Im Alten Thestament, 2 Mose, 20,5, sagte er (über andere Götter): Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott!

In späterer Übersetzung wurde daraus ‚ein eifernder‘, aber es meint dasselbe. Wahrlich, eine göttliche Eigenschaft …

Ich hatte es in meinem Leben mit sehr eifersüchtigen und weniger eifersüchtigen und überhaupt nicht eifersüchtigen Männern zu tun. Und ich habe letzteren ihre Gleichgültigkeit immer verübelt. Wenn ich mir einen Mann zusammenstelle, der haargenau meinen Wünschen entspricht, dann gehört Eifersucht unbedingt zu den erwünschten Eigenschaften. 

Die erste ‚Beziehung‘ meines Lebens war nicht eifersüchtig oder er tat jedenfalls überzeugend so, was mir schrecklich auf die Nerven ging. Danach heiratete ich einen Stier mit Skorpion-Aszendent: Sowas hat in dieser Beziehung ganz enormes Potenzial!

Außerdem ist es praktisch. Zum Beispiel wollte ich gern den Führerschein machen, aber mein junger Gatte war dagegen. Er argumentierte, ich sei zu schusselig und der Großstadtverkehr erfordere Konzentration, er würde sich immer nur Sorgen machen. Vielleicht fürchtete er auch, ich könne zu beweglich und unabhängig werden. Aber das sagte er nicht.

Da ich normalerweise genau das tue, was ich will (was meine arme Mutter immer beklagt hat), machte ich den Führerschein also heimlich. Und als ich von der ungefähr achten praktischen Fahrstunde kam, die ich angeblich bei einer Freundin verbracht hatte, erwartete mein Mann mich mit bleichem Antlitz in nervöser Spannung. Die betreffende Freundin hatte bei uns angerufen und sich nach mir erkundigt. WO ALSO WAR ICH WIRKLICH GEWESEN?

Ich beichtete die heimlichen Fahrstunden – Ergebnis: Er zeigte sich über alle Maßen erleichtert. Solange es das nur war! Zahlte die restlichen Fahrstunden, war eigentlich sehr stolz auf mich und schenkte mir nach bestandener Führerscheinprüfung mein erster Auto, ein kleines rotes Cabrio, das mich immer nur geärgert hat.

Glücksfaktor, natürlich: Kein GRUND zur Eifersucht.

 

 


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