Der erste Hintergrund, vor dem ich den Löwen jemals gesehen hab, war der Hamburger Hauptbahnhof. Diese Kulisse ist uns damals eine ganze Weile geblieben. Aber dann standen wir lange nicht mehr auf einem Bahnsteig. Heute Morgen hatten wir eine Portion Erinnerung.

Der Löwe seinerseits bekommt noch mehr davon: Er besucht die Gegend, aus der er stammt, er wird wandern und alte Klassenkameraden treffen. Übrigens liegt er da zufällig sehr im Trend – Nostalgie ist wieder mal groß angesagt. Alle singen drüber.
Johannes Oerding in seinem Lied ‚Hundert Leben‘ beispielsweise davon, wie sie damals entdeckten, ‚dass Leben hinterm Ortsschild ist‘. Er schildert, wie Christian seinen Sohn ins Bett bringt, Ben und er selbst eigentlich wenig Zeit haben, Melle schon lange weg sei – und einer seiner Freunde zu ihm sagt, er sähe aus wie sein Vater, nur mit Bart.
Bei Max Giesinger heißt es ‚Die Reise‘ und der erzählt, Tim lebe jetzt in Freiburg, Tobi in Berlin, Philipp ist Anwalt geworden und Manu, der doch immer Tänzer werden wollte, macht inzwischen also BWL.
Sänger Bosse schaut in die Vergangenheit mit ‚Hallo Hometown‘, er singt über den Bahnhof, den er liebt und die Luft, die er wiedererkennt, über die Teenagerträume, die noch in jeder Ecke hängen.
Und Mark Forster erlebt im Geiste noch ‚Einmal‘, wie sein Herz wild über Laura pochte, weil sie ihn wirklich mochte, wie er mit Freunden zu dritt an die Ampel kotzte und bei Oma auf der Kante saß: Das alles kommt nie zurück, doch er war da zum Glück.
Das Thema ist Trend, noch viel mehr mitteljunge Männer erinnern sich. Die Liedermacher stammen fast alle aus deutschen Kleinstädten wie Waldbronn, Busenbach, Hemkenrode oder Winnweiler. Inzwischen haben sie es geschafft, irgendwie irgendwo in einer Großstadt und erfolgreich. Die meisten sind in den 80ern geboren, noch nicht ganz 40, und wundern sich, wie die Zeit vergeht, dass sie nun älter sind und doch vor Kurzem noch jung waren und überhaupt, damals …
Man dreht sich um und blickt gerührt zurück. Wie schön war das seinerzeit! Oder vielleicht war es auch gar nicht so schön. Nostalgie hat einen Weichzeichner.

Glücksfaktor: Wurzeln, wahrscheinlich. Ich hab keine.