
Es gibt von diesem britischen Schriftsteller und Maler eigentlich nur Fotografien mit Zigarette. Vermutlich stand sie in seinem Ausweis unter ‚besondere Kennzeichen‘. Trotzdem wurde Percy Wyndham Lewis immerhin 74 Jahre alt, und der Tumor, der ihn schließlich das Leben kostete, betraf seine Augen.
Geboren auf See vor Nova Scotia auf der Yacht seiner Eltern (einer Engländerin und eines Amerikaners) wuchs der Junge nicht gerade in besonders bescheidenen Verhältnissen auf. Er flog von einem englischen Elite-Internat und anschließend von einer Kunsthochschule in London; offenbar besaß er außer dem schöpferischen auch ein Talent, sich unbeliebt zu machen.
Anschließend reiste Lewis durch Europa und studierte Kunst in Paris. Ab 1913 entwickelte er einen eigenen, sehr typischen Mal- und Zeichenstil, damals sehr aktuell: etwas zwischen Kubismus und Futurismus, auf jeden Fall eckig und unbequem. Im Jahr darauf gab er eine eigene Literaturzeitschrift heraus.
Dann kam der erste Weltkrieg, in dem der junge Mann an der Westfront diente. Er wurde zum offiziellen Kriegsmaler der Kanadischen Regierung, woraus sich ergab, dass viele seiner Bilder Soldaten und Kriegshandlungen zeigten.
1916/1917 erschien im Londoner Literaturmagazin The Egoist sein Roman ‚Tarr‘ in Fortsetzungen. Er handelt von zwei Künstlern im Pariser Bohème-Milieu – dem Engländer Tarr (ein Selbstportrait des Autors) und dem Deutschen Kreisler. Letzterer ist ein gescheiterter Künstler, der seinen enttäuschten Ehrgeiz auf andere Gebiete wirft, und der Autor fragte sich später selbst, ob er in dieser Figur vielleicht die Persönlichkeit Hitlers vorweggenommen haben könnte. Der Roman ist im ‚modernistischen Stil‘ verfasst, der damals angesagten Kunstform, auf jeden Fall eckig und unbequem.
Er veröffentlichte weitere Romane, malte jedoch gleichzeitig, unter Anderem eine Reihe von Porträts bekannter Zeitgenossen wie beispielsweise den amerikanischen Dichter Ezra Pound. Der war in
manchen Beziehungen ein Geistesbruder von Lewis und übrigens auch ein Skorpion.
Wie Pound meinte auch Lewis für eine Weile, der Faschismus sei doch eigentlich eine gute Sache. Er erkannte seinen Irrtum zwar schneller, doch auch ihm, wie Pound, schadete es, Ansichten dieser Art geäußert zu haben.
Mit Iris Berry, einer Filmkritikerin, bekam Lewis, ohne mit ihr verheiratet zu sein 1919 zunächst einen Sohn und 1920 eine Tochter. Wie es heißt, hatte er wenig Sympathie für die Kinder und nur mäßig leidenschaftliche Gefühle für Iris. Als er beinah fünfzig war, heiratete er eine bedeutend jüngere Kunststudentin, Gladys Anne Hoskins (Froanna), verzichtete auf Nachwuchs und verfiel in überaus leidenschaftliche Gefühle, vor allem Eifersucht, was dazu führte, dass er sie am liebsten im Haus versteckt hielt und einige seiner Freunde keine Ahnung von ihrer Existenz hatten. Trotzdem scheint die Ehe, die bis zu seinem Tod hielt, erfreulich für beide Seiten gewesen zu sein. Froanna zeigte sich verständnisvoll und geduldig und er porträtierte sie liebevoll, sowohl auf der Leinwand als auch in seinen Manuskripten.
1951, mit fast 60 Jahren, wurde er blind, weil ein Tumor es sich auf seinem Sehnerv bequem machte. Das war das Ende seines Schaffens als Maler. Schreiben, oder jedenfalls diktieren, konnte er noch, und das tat er bis zu seinem Tod.
Als er starb, hatte Percy Wyndham Lewis 40 Bücher veröffentlicht.
Glücksfaktor: Wer schreibt, der bleibt. Und wer malt, der auch …