hat das nun Adenauer gesagt oder ein Klingone?
Wer auch immer, die Regel funktioniert nur bei entsprechender Veranlagung.
Wenn jemand nachtragend genug ist, auch nach Abkühlung noch zu planen, zu treffen und zu genießen – dann mag er daran Freude finden.
Vor ungefähr zwei Jahren bin ich gekränkt worden, niederträchtig und, wie ich glaube, auch sehr bewusst. Mein Stolz wurde verletzt, das ist für den, der es unternimmt, recht gefährlich. Ich kann schrecklich wütend werden und ab irgendeinem Punkt ist mir mein Seelenheil so egal wie die Ramponierung meines Karmas.
Nun hat der Herr in seiner Güte es damals zu verhindern gewusst, dass ich mich wehren konnte. Die Zeit verging, eine kleine Narbe blieb in meinem Bewusstsein. Das war’s.
Zufällig ist gerade etwas Ähnliches geschehen. Wieder würde ich eine Menge dafür geben, falls ich demjenigen genau jetzt, im Moment großer Wut, etwas Entsprechendes verpassen könnte. Und wieder ist das, sofern ich nicht jede gesellschaftliche Norm verlassen möchte, unmöglich.
Noch zufälliger jedoch kommt genau in diesem Augenblick derjenige, der mich vor zwei Jahren angegriffen hat, auf mich zu. Und er kriecht am Boden, zeigt mir dauernd die Bauchseite, als wollte er gebissen werden. Warum tut er das? Was bringt einen Menschen dazu, sich selbst so zu demütigen? Sehnsucht nach Strafe? Ist es ihm gar nicht bewusst?
Jetzt könnte ich im Grunde ‚kalt genießen‘. Doch jetzt interessiert es mich nicht mehr. Ich bin ganz woanders. Außerdem ist es geschmacklos und ein bisschen unappetitlich, auf jemanden zu treten, der sich sowieso schon am Boden wälzt.
Es hilft mir jedoch im Fall meiner aktuellen Wut. Ich kann mir sagen: gut, im Moment möchte ich Vergeltung. Aber in spätestens zwei Jahren ist mir die ganze Geschichte vermutlich herzlich egal…

Glücksfaktor: Drei Jahre später kann ich sagen – es ist genau, wie ich es damals vermutet hatte. Jetzt ist mir die Angelegenheit völlig gleichgültig. Ich weiß nicht mal mehr ganz genau, worum es ging …